Dienstag, 8. Februar 2011

EU tut endlich Gutes

Jetzt hat die EU-Kommission endlich mal etwas Gutes auf den Weg gebracht, indem sie die Handy-Ladegeräte standardisiert ... sollte man meinen. Technische Standards sind ja etwas sehr nützliches, keine Frage. So ist es prima, wenn man mit einem handelsüblichen Werkzeugsatz in jeder Ecke der Welt an jedem Gerät Hand anlegen kann. Schön wäre es auch, wenn man keine Netzadapter auf Urlaubsreisen mehr bräuchte. Naja, jedenfalls kennt jeder den unglücklichen Umstand, dass jedes neue Gerät auch gleich seine neuen Kabelagen mit sich bringt und man alten Kram wegwerfen kann. So ist das aber auch mit jedem anderen Elektrogerät, also was soll der Aktionismus?

Ja nun, es wird also standardisiert. Alles fein soweit. Aber warum meint die EU, dass es ausgerechnet bei Handy-Ladekabeln einen Standard braucht? Weil man 50000 t Elektroschrott vermeiden kann?

Und vor allem - wieso kommt man da ausgerechnet auf den Mini-USB-Port? Um einen Handy-Akku aufzuladen braucht man eine Spannungsquelle, einen Netztrafo, ein bissl Kabel und ein Loch im Gerät, in welches man einen Stecker einstöpseln kann. Standardisiert wäre schonmal die Spannungsquelle (naja, zum großen Teil jedenfalls, wenn man UK, GB und Japan ausblendet), überall gleich wären die Kabel (Kupferlitzen) und ein gleichförmiges Loch könnte wohl jeder Hersteller in sein Gerät stanzen. Soweit, so okay ... aber schon beim Netztrafo gibt es eklatante Unterschiede.

Woher will die EU-Kommission wissen, welche Akkus in Zukunft in Handys verbaut werden? Wenn zukünftige Akkus vielleicht nicht 5 Volt, sondern 3,4 oder 2,2 Volt benötigen - braucht das Handy dann vielleicht noch einen onboard-Trafo für den EU-Standard-Ladestrom? Oder meinen die EU-Bürokraten, dass die Industrie mit dem jetzigen technischen Niveau den Idealzustand erreicht hat? Wollen die die Entwicklung auf dem jetzigen Stand einfrieren?

Dazu kommt die Frage, warum man sich ausgerechnet aufs Mini-USB kapriziert. Der USB-Standard wurde ja nun nicht fürs Aufladen von Kleingeräten konzipiert, sondern für die Datenübertragung. Was wäre, wenn wir noch SCART-Kabel für sowas nutzen würden? Bekämen Handys dann jetzt eine kombinierte SCART-Schnittstelle für Daten- und Energiezufuhr? Bis in alle Zeiten festgeschrieben, weil EU-Standard?

Boah, mich gruselts. Und unsere Systemmedien feiern das auch noch als großen Wurf. Wahrscheinlich endlich mal ein EU-Bürokratieauswurf, dem der Standard-EU-Bürger auch was abgewinnen kann, im Gegensatz zu Gurkenkrümmungsgraden, EU-Bananen und Seilbahngesetzen für Mecklenburg-Vorpommern. Aber gerade hier sollte meines Erachtens nach Widerstand zur Pflicht werden. Jetzt haben die Bürokraten einen Fuß in der Tür und wir kennen das alle: Wo die Bürokratie einmal Fuß gefasst hat, sucht sie sich immer neuere Betätigungsfelder und ein Ende ist nicht vorgesehen.

Wo soll denn auch Schluss sein? Man bedenke nur die verschiedenen Speicherkartenformate. Wer braucht denn dutzende verschiedener Card-Slots? Es reicht doch einer mit EU-Siegel! Für immer und ewig Fünfeinviertelzoll-Floppy ... das ist es, was hier an die Tür klopft. Kein Computer braucht mehr als 512 kB Arbeitsspeicher! Oder?

Legt den Pfeifen endlich das Handwerk und feiert sie nicht noch für kurzfristige (angenommene) "Verbesserungen"!

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