Dienstag, 31. Mai 2011

Mal wieder was Technisches

Ich habe mir die letzten Anfragen zu Herzen genommen, und mal wieder was zu meiner kleinen Kraftwerksserie hinzugefügt.


Wirkungsgrad, KWK und co


Nachtrag: Es gibt jetzt auch eine Einleitung zu den Kraftwerksinnereien, und dort kann auch kommentiert werden.

Nach-Nachtrag: Irgendwie funktioniert die Kommentarfunktion bei der Einleitung nicht, obwohl ich sie zugelassen habe. Ich sehe kein Eingabefeld. Hm.

Samstag, 28. Mai 2011

Gefährliche Einflüsterer

Und wenn man mal nicht weiterweiß, dann gründet man 'nen Arbeitskreis. Dieses Motto kennt jeder, der sich ab und zu mal in der Hierarchieebene der Entscheider rumtreibt. Es ist ja auch nicht so ganz einfach eine endgültige Wahl zu treffen, wenn die Materie hochkomplex und die Konsequenzen weitreichend sind.

Das Prinzip dabei ist einfach. Der letztendliche Befehlsgeber delegiert die Entscheidungsfindung an ein Rudel Subalterne, die verschiedene Wege beleuchten und sich den Kopf darüber zerbrechen, welcher denn nun der richtige ist, während der Chef das Ergebnis entgegennimmt, dem ganzen vielleicht noch seinen Stempel aufdrückt, um es dann mit bestem Gewissen zu exekutieren.

Dabei gewinnen beide Seiten, während sie sich trotzdem ein Stück weit aus der Verantwortung stehlen können. Die "Experten" arbeiten ja nur zu und entscheiden nicht, während der Auftraggeber sich im Nachhinein auf das Expertenurteil berufen kann.

Früher war das bei Herrschern zumindest ein bisschen anders. Die damaligen Regenten hatten auch durchaus ihre Berater, manche als "graue Eminenz" im Hintergrund agierend, aber doch mächtig und gefürchtet. Kardinal Mazarin war mächtig unter Ludwig XIV, Michail Suslow lange Zeit die graue Eminenz des Kreml, sogar Karl der Große hatte seinen Einhard.
Beratung ja, aber im engsten und vertrauten Kreis. Nicht wie heutzutage, wo wir eine geradezu groteske Beraterinflation beobachten.

Unsere derzeitige Regentin hat sich ja nun auch mit jeder Menge Kasperkopfgremien umgeben, die ihr "den Weg" zeigen sollen. Nicht dort wo es nötig wäre, wie z.B. gerade beim akuten europäischen Staatsschuldendesaster, aber dafür umso mehr bei der Umwandlung des Industriestandortes Deutschland in ein ökologisch korrektes Armenhaus.

Wir haben da den Sachverständigenrat für Umweltfragen, der schon seit 1971 besteht, und vielleicht irgendwann sogar mal eine Existenzberechtigung hatte. Momentan beschäftigt er sich mit dem ökokorrekten Umbau der Energieversorgung.
Ferner gibt es noch einen Rat für Nachhaltige Entwicklung, der die Bundesregierung beraten soll. Wobei? Man ahnt es.
Außerdem haben wir seit kurzem auch eine Ethikkommission für eine sichere Energieversorgung, der es nicht um die Sicherung unseres Strombedarfs, sondern um die Ausschließung gefühlter Risiken dabei geht (vulgo: Atomkraft nein danke). Lustig bei dieser Kommission ist ja, dass ausgerechnet der einzige Wirtschaftsmann in diesem Gremium der CEO von BASF ist, bei dem wohl zuerst die Lichter ausgehen werden. Zitat Welt:
"Seit Beginn des Atommoratoriums könne die Versorgung des deutschen Südwestens fast nur noch durch die großen Kohlekraftwerke im Raum Köln gesichert werden, heißt es dort. Falls es zu unvorhersehbaren Problemen mit den Stromtrassen komme oder rheinische Kraftwerke etwa wegen eines Kesselschadens ausfielen, müssten große industrielle Stromverbraucher im Rhein-Main-Gebiet voraussichtlich vom Netz getrennt werden. 
Sogenannte Lastabwurfpläne dafür gibt es bereits: Die BASF in Ludwigshafen, größter Chemiestandort Europas, müsste dann zuerst die besonders energiehungrigen Anlagen zur Chlor-Elektrolyse abstellen. Stabilisiert dies das öffentliche Stromnetz immer noch nicht, müssten schrittweise weitere BASF-Bereiche Feierabend machen."
Als Investor würde ich hierzulande langsam die Notbremse ziehen. Da könnte man ja gleich in China produzieren, wo wenigstens die Löhne noch geringer sind. Zitat FAZ:
Der Werksleiter macht die Bedeutung der Stromsperren mit einem einfachen Vergleich deutlich: „Sie erwarten hohen Besuch zum Abendessen. Während Sie kochen, schaltet jemand plötzlich den Herd ab.“ Dann könne man zwar improvisieren. „Aber Knäckebrot bei Kerzenschein ist nicht jedermanns Sache.“ Ein Betrieb wie der seine dürfe sich keine Lieferengpässe oder Abstriche an der Qualität erlauben, sagt der Ausländer. Außerdem trieben die Stromausfälle die Kosten in die Höhe. „Die Blackouts in China sind ein echter Wettbewerbsnachteil.“
Den größten Vogel schießt allerdings der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltfragen ab. Bei diesem geht es nicht mehr darum, ob in Klein-Kleckersdorf oder in den 357.111,91 km² merkelschen Hoheitsgebiets noch etwas gebaut oder betrieben werden darf, was nicht ausdrücklich von allen beteiligten Räten und Kommissionen als unbedenklich eingestuft wird - nö, hier wird gleich das ganz große Rad gedreht.

Unterhalb von "global", "umfassend", "fundamental" und "tiefgreifend" geht da garnix. Ein Strukturwandel zur "Großen Transformation" hin zu einer "Nachhaltigen Gesellschaft" soll es sein. Von einer "Dekarbonisierung" der Weltwirtschaft ist da die Rede, und das auch noch zuzüglich der Abschaffung der Kernenergie.
Man muss sich dazu vor Augen führen, dass bisher allein Deutschland sich den Luxus leistet, eine Stör-Infrastruktur von Zufallsenergieerzeugern auch noch großzügig zu subventionieren. Im Rest der Welt (wie auch hier im Übrigen) ist man weitgehend von der Kohlenstoffverwertung abhängig und ersetzt diese teilweise durch Nuklearenergie.

Ich will jetzt gar nicht so sehr auf Arten von Kraftwerken und Stromversorgung rumreiten, also sprechen wir mal ganz allgemein von Energie. Ohne Energie fährt kein LKW, kein Traktor, kein Schiff und auch keine Bahn, wirtschaftliche Produktion ist unmöglich, Kommunikation wie wir sie kennen undenkbar.
 
Dies fußt nun alles weitgehend auf Kohle, Öl, Gas und Uran, und diese Energieträger wollen Merkels Einflüsterer nun abschaffen.

(Ja ich weiß, in Brasilien fahren sie Auto mit Zuckerrohr-Ethanol, auf Island nutzt man prächtig die reich vorhandene Geothermie, und große Staudämme schaffen auch einen enormen Energieoutput (so sie denn genug Wasser gespeichert haben). Aber im Großen und Ganzen ist die Welt nun mal strukturell karbonisiert.)

Man könnte diese Truppe unter ihrem Chef Hans Joachim Schellnhuber nun für eine Art harmlose Spinner oder Ökoträumer halten, aber ihre Position als offizielle Berater Angela Merkels macht sie zu gefährlichen Einflüsterern.

Die Kanzlerin hätte schon vor einigen Jahren aufhorchen müssen, als Schellnhubers Potsdam Institut für Klimafolgenforschung sieben Thesen zum Klimawandel aufstellte und dabei eine "Kulturrevolution" forderte. Erst als die Blogosphäre dies öffentlich machte, änderte man den Begriff klammheimlich in "Große Transformation" um. Gemeint blieb das gleiche. Ein Großer Sprung nach vorn, nur diesmal in Richtung Öko-Steinzeit.

Merkel tat nichts, sie ließ ihren obersten "Klimaberater" weiter gewähren. Ich weiß nicht, was ausgerechnet Schellnhuber, einen explizit linken 68-er Chaosforscher dazu qualifiziert den klimapolitischen Chefideologen einer "bürgerlichen" Bundeskanzlerin zu geben (sie konservativ zu nennen wäre ein Witz), aber irgendetwas scheint sie an ihrer grauen Eminenz zu finden.


Im April dieses Jahres veröffentlichte der WBGU nun einen "Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation" (hier die Zusammenfassung), in welchem die ganzen menschenverachtenden Visionen Schellnhubers und seiner Adlaten schwarz auf weiß zu lesen sind.

Ich habe es zu lesen versucht, aber mich packte sehr schnell ein Würgereflex bei all diesem totalitären Umwälzungsdenken. Da ist von einem "fossilen industriellen Metabolismus" die Rede, den es zu beenden gilt, von einem "starken, planenden Staat" der die Umkehr steuern, und den Widerstand unwilliger Interessensgruppen überwinden soll, überhaupt von der Abkehr der Freiheit des Individuums hin zu einer kollektivistischen Gesellschaft, in der alles dem "Klimaziel" untergeordnet wird.

Warum? Na, weil es das Beste für die nachfolgenden Generationen ist. Das weiß Schnellnhubers Ökojakobinertruppe aber ganz genau.
Im Klartext: Wir sollen uns Einschränken, Verzicht üben, uns zurückentwickeln, damit irgendwelche Zukunftsmenschen eine - wie der WBGU ganz genau weiß - bessere Zukunft haben.
Wir heutigen Menschen haben sozusagen eine kranke Gesellschaft geformt, die Schellnhuber und Genossen mittels starkem Staatseingriff wieder heilen wollen. Und Heilung bedeutet dabei natürlich auch Schmerzen auszuhalten. Da müssen wir halt durch, das macht den Volkskörper gesund.

Ehrlich, ich kann gar nicht soviel fressen, wie ich kotzen könnte. Diese steuerfinanzierten Irren gehören in eine geschlossene Anstalt, aber nicht in die Nähe der Macht.

Und, gibt es einen Aufschrei in den Medien? Immerhin wandelt da ein regierungsnahes Gremium auf den Pfaden totalitärer Weltverbesserer, die schon ein paar Millionen Tote auf dem Gewissen haben. Aber ... nix. Naja, jedenfalls fast nix.

Hier bekommt Fritz Vahrenholt (SPD) die Möglichkeit, seine Meinung zur drohenden Öko-Diktatur abzugeben. Er sagt dabei schon viel Richtiges, aber er geht dabei nicht weit genug. Die Arbeit dieses Beratergremiums stellt den Überbau für den Weg in eine Diktatur dar. Sie ist also dazu angetan, die freiheitlich demokratische Grundordnung zu zerstören, oder sehe ich das falsch?

Meines Erachtens nach gehört diese Vereinigung wegen Verfassungsfeindlichkeit verboten und nicht auf den Schoß der Kanzlerin. Es ist geradezu widerlich, dass solche "Experten" auch noch an den Trögen des Staates gemästet werden.

Einer der Zukunftsberater hatte an dieser Stelle schon die Möglichkeit zur Erklärung erhalten. Claus Leggewie, na klar. Ein linker Kulturwissenschaftler darf da natürlich auch mittun beim gesellschaftlichen Totalumbau. Seiner Ansicht nach ist das alles nicht so schlimm. Ökodiktatur? Lächerlich. Alles wird schön und supi in seiner Futur 2 Welt. Und das alles sogar mit mehr Demokratie. Und wenn das Volk beim großen Plan nicht mitmachen will?

Sicher doch.

Für beide Artikel gilt Lesebefehl. Aber der einzig passende Keil auf diesen groben Ökodiktatur-Klotz kommt von Propagandafront.de: Deutschland fest im Würgegriff radikaler Ökofaschisten


Nachtrag (00:30 Uhr): Auf achgut gibt es dazu jetzt auch noch einen Artikel: In kommunistischer Tradition

Freitag, 27. Mai 2011

Nachtrag zum Schwarzfall

Wer bei der Lektüre meines vorletzten Beitrags ein bissl ins Grübeln gekommen ist, kann sich mit diesem Dokument das volle Pfund Grusel abholen.

Die Zusammenfassung einer Studie (2010) des  Büro für Technikfolgenabschätzung beim deutschen Bundestag unter dem Titel:

"Gefährdung und Verletzbarkeit moderner Gesellschaften - am Beispiel eines großräumigen und langandauernden Ausfalls der Stromversorgung"

lässt dabei keine Fragen offen. Die Forscher gehen auch von der zunehmenden Gefahr eines solchen Szenarios aus, führen dies allerdings auf wachsende Risiken durch Extremwetterereignisse oder terroristische Anschläge zurück.

Extremwetter wird es immer mal geben, allerdings glaube ich absolut nicht an den CO2 induzierten Klimawandel. Von daher sehe ich lediglich die immer vorhandene regionale Gefahr eines Blackouts. Was die terroristische Bedrohung angeht, scheint sie ja regional durchaus real zu sein, wie unsere putzigen Linksextremisten erst kürzlich wieder gezeigt haben.

Die Frage, die ich aber immer wieder stellen werde, lautet, ob es verantwortlich ist, dass die gutmeinende Mainstream-Politik die vorhandene, sichere Versorgungsinfrastruktur gezielt schwächt, weil es der gerade opportunen Öko-Ideologie entspricht.

Es ist einfach irrsinnig immer mehr Speichen eines funktionierenden Rades durch Holzstäbchen zu ersetzen. Die Gefahr eines Radbruchs steigt im Normalbetrieb schon deutlich an, aber die noch sicher überfahrbaren Bodenwellen werden sukzessive auch immer kleiner.

Mittwoch, 25. Mai 2011

Meine heutige Ökosünde

Hab mir gerade ein Bulettenbrötchen für die Arbeit gemacht.

Dazu benutzte ich selbstgedrechselte Fleischbällchen, die ich am Vortag gebrutzelt hatte. Wirklich, leider. Etwa 25-30 Minuten musste der E-Herd dafür in Betrieb sein - und das für gerade mal ein Pfund Gehacktes! Ein unglaublicher Stromverbrauch!

Erschwerend kommt noch hinzu, dass das Hackfleisch nicht von einem von mir gerade eben zerlegten Hausschwein stammte, sondern mittels einer ununterbrochenen Kühlkette über Tage zu mir unterwegs war. Sogar in meinem Kühlschrank verbrachte es noch eine Nacht, bevor ich es schlussendlich verbrauchte.
Wieder - eine Energieverschwendung sondergleichen!

Dazu kam noch ein Ei aus dem Supermarkt (Bodenhaltung), und Gewürze, die wohl auch eine Reise über hunderte, wenn nicht gar tausende Kilometer hinter sich hatten. Und die Zwiebel war auch nicht aus dem BIO-Sortiment. Also langsam schäme ich mich.

Jetzt wird es aber richtig arg. Das letzte Brötchen von gestern hatte nicht mehr die Konsistenz, die ich geschmacklich für vertretbar halte, also musste ich zum Bäcker. Der ist zwar kein Biobäcker, aber dafür ziemlich in der Nähe, so dass der Turbodiesel nur 5 Minuten in Betrieb sein musste. Nuja.

Mit Margarine bestrichen und mit Bulettenscheiben belegt, sowie mit Senf überträufelt, habe ich die Semmel dann letztendlich in Alufolie eingewickelt. Keine Ahnung, welcher Energieverbrauch für die Herstellung so eines Stücks Folie nötig ist, aber auch der dürfte immens sein. Nur, frisches Brötchen im Jutebeutel? Ich weiß nicht. Und so eine Plastikbox ist mir einfach zu groß für die Arbeitstasche. Hm, werde trotzdem mal drüber nachdenken.

So, aber jetzt wirds schmutzig. Ich traue mich kaum es öffentlich zu machen. Aber ich gebe es zu. Die ganze Zeit über, so wie auch jetzt, war mein PC in Betrieb und auch mittels W-LAN/DSL am Netz. Was für eine riesengroße Umweltsauerei - meint zumindest Greenpeace.

Montag, 23. Mai 2011

Schicksalsgemeinschaft jetzt auch Autobahn

Die SPD im sächsischen Landtag hat die Äußerungen von FDP-Fraktionschef Holger Zastrow zur Wahl in Bremen als peinlich kritisiert. Der Begriff Schicksalsgemeinschaft sei "in der Zeit des Nationalsozialismus oft bemüht" worden und "wird auch heute noch von rechtsradikalen Ideologen benutzt", sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion, Stefan Brangs, am Montag in Dresden. Er sprach von "peinlichen Entgleisungen" und nannte Zastrows Wortwahl "beschämend".
Da ist das Nazometer aber wieder im Alarmmodus! Schicksalsgemeinschaft geht ja mal gar nicht! Eben alles Faschos außerhalb der Volksfront.

Vollidiot

nachrichten.t-online.de

Sonntag, 22. Mai 2011

Schwarzfall Deutschland (*)

Der Mensch an sich ist ja ziemlich anpassungsfähig und kann mit allen möglichen Widrigkeiten umgehen. Unsere Spezies hat sich über alle Klimazonen ausgebreitet und kommt sowohl mit Eis- wie auch mit Sandwüsten klar. Man findet Menschen im Dschungel, in Steppenlandschaften, in Gebirgsgegenden, wie auch in Betonwüsten. Kann der Mensch also fast alles ertragen?

Als nur biologisches Lebewesen sicherlich nicht. Dazu brauchen wir schon mal irgendeine Art von Kleidung. Der Eskimo will z.B. nicht erfrieren, und der Touareg nicht austrocknen. Ansonsten ist man aber doch recht flexibel was das Überleben angeht, nicht wahr?

Japp, schon richtig. Aber halt nicht jeder und überall. Man muss schon mit den jeweiligen Umständen vertraut sein, ein gewisses Überlebenswissen haben und ein paar Grundfertigkeiten beherrschen. Dabei geht es nicht mal mehr nur darum, zu wissen wie man der Natur trotzen kann, sondern auch darum, wie man mit dem kulturell-technischen Erbe der Vorfahren umgeht.

Denn, der Mensch hat es gern bequem. Er möchte sich die Bequemlichkeit und den Komfort allerdings nicht ständig neu erarbeiten, sondern er greift auf schon Vorhandenes zurück – sei es das Wissen, seien es schon früher genutzte (oder nutzbar gemachte) Strukturen. Man ist ja nicht nur anpassungsfähig, sondern auch faul. Ohne diese Grundfaulheit wären wir sicher nicht dort, wo wir heute stehen. Auch wenn das jetzt erstmal despektierlich klingt, aber so ist es. Wir bauen selten etwas grundlegend neues, sondern nutzen zumeist Althergebrachtes und verbessern dies weiter.

Diese Evolution der Bequemlichkeit hat eigentlich nur dort ein Ende, wo ein weiterer Ausbau des Komforts ökonomisch nicht mehr vertretbar wäre, oder wo der Grad der allgemeinen Zufriedenheit derart hoch ist, dass er das Bedürfnis nach Weiterentwicklung überwiegt.

Signifikant für die Erreichung dieses Zufriedenheitslevels aus dem zweiten Punkt scheint mir der unkomplizierte Zugang zu leicht nutzbarer Energie zu sein. Und … die am einfachsten zu nutzende Energieform ist nun einmal die Elektroenergie – sprich: Strom.

Dort, wo die Versorgungssicherheit noch gering ist, wird sich der Mensch darauf einrichten auch ohne ständige Netzsicherheit zu leben. Soll heißen, die technischen Backup-Systeme werden instand gehalten, und das Wissen wie man ohne Stromzufuhr auskommt bleibt erhalten.
Meine Eltern haben z.B. immer noch einen Kachelofen in einem Wohnraum, und der kohlebetriebene „Beistellherd“ ist erst vor wenigen Jahren aus der Küche entfernt worden. Aus meiner Kindheit kenne ich auch noch die handbetriebenen Schwengelpumpen auf so manchem Hof im Dorf, und, naja … im Dorfkonsum wurde noch mit einer mechanischen Registrierkasse gearbeitet. Da ging das Leben auch mal ohne Stromversorgung weiter.

Überhaupt im Dorf: Auch heute noch wäre ein Stromausfall dort wohl eher zu verkraften, als in einer Großstadt. Der letzte mir erinnerliche Totalausfall vor ein paar Jahren ging über einen, oder anderthalb Tage, als ein Sturm durchs umgebende Gehölz fuhr, und eine der drei zuführenden Leitungen zum nächsten Trafohäuschen kappte. Da war es dann an einem Herbstnachmittag halt mal finster bei uns und in den umliegenden Gemeinden. Daraus entstanden dann eben spontane Garten- und Straßenpartys mit Lagerfeuern und mitgebrachten Getränken. War ganz gemütlich so … aber kann sich das jemand in einer Großstadt vorstellen? Abends aus dem Haus zu gehen, obwohl die komplette Straßenbeleuchtung ausgefallen ist?

Sicher, jeder wird sich sagen, dass er mit einem Stromausfall durchaus leben kann, ja, dass das sogar recht romantisch und gemütlich sein könnte. Denn, sooo abhängig ist man doch nicht. Stimmt sicher für den einen oder anderen. Man hätte mal Zeit für „gute Gespräche“ bei Kerzenschein, würde vielleicht endlich mal „dieses eine Buch“ zu Ende lesen, würde früh ins Bett gehen und „kuscheln“ oder was auch immer sich der Wohlstandsromantiker da noch so alles vorstellen mag.
Ist aber Bullshit und verdammt kurzsichtig gedacht. Genauso eine Milchmädchen-Egodenke, wie die Vorstellung, dass irgendein Windrad soundsoviele hundert Haushalte versorgen kann.

Die Realität sieht anders aus. Denn wir sind abhängig. So abhängig vom ständigen Strom der Elektronen wie ein Junkie vom Stoff. Und der kalte Entzug wäre genauso schmerzhaft.

Spielen wir es doch mal durch und lassen das UCTE-Netz kollabieren. Halb Mitteleuropa wird dunkel.

Auf der Arbeit sagt der PC mit einem Fiepsen leise Servus und die Kaffeemaschine stellt das Blubbern ein. Im Büroflur ist es dunkel und die Kollegen stehen genauso hilflos rum wie man selbst. Da die DSL-Telefonanlage auch am Stromnetz hängt und man an der USV gespart hat, muss der Chef per Handy rumfragen was los ist. Beim Energieversorger ist ständig besetzt, aber da die umliegenden Gebäude auch finster sind, entscheidet der Alte auf Feierabend. Einer soll noch Telefon-Wartedienst schieben, aber der Rest kann nach Hause gehen. Es ist 14:00 Uhr.

Prima, endlich mal früher zum Einkaufen fahren! Die Tiefgarage liegt im schummrigen Licht der Notbeleuchtung, auch die Frauenparkplätze sind umdämmert.
Tanken müsste man auch mal wieder, aber die Tanke ist bestimmt genauso out of Order. Weder die Pumpen, noch die Kasse dürften funktionieren. Auch da ist Feierabend.
Der Supermarktparkplatz ist gleich um die Ecke, aber da erstmal hinkommen! Mist, wieso liegt unser Bürogebäude ausgerechnet an einer Nebenstraße? Die Ausfahrt aus der Tiefgarage war schon nervtötend genug, jetzt, wo alle auf einmal weg wollten … aber ohne Ampel auf die Hauptstraße kommen? Wäre ich mal lieber zu Fuß gegangen.

Wobei … ob der Supermarkt überhaupt ein Notstromaggregat hat? Da ist doch sicherlich auch das Licht aus. Ah, jetzt sagen sie es auch im Autoradio an (wie lange können die überhaupt senden?): Verkehrschaos, die meisten Geschäfte vorübergehend geschlossen, die U- und S-Bahnen sind auf der Strecke liegengeblieben. Na das kann ja heiter werden!

Ab nach Hause.

16:30 Uhr. Frau und Kind sind auch wohlbehalten daheim gelandet, wenigstens das. Zu erzählen gibt’s eine Menge, da kommt erstmal keine Langeweile auf. Außerdem müssen die Notvorräte zusammengesucht werden. Taschenlampe, Kerzen (gut, dass diese Hunderterpacks IKEA-Teelichter in keinem Haushalt fehlen), Feuerzeug.
Feuerzeug? Öhm, als Nichtraucher gar nicht so einfach. Braucht man viel zu selten. Aber hinten im Küchenschrank liegen noch Streichhölzer für Geburtstags- und Weihnachtskerzen.

Zu essen gibt’s heute keine Tiefkühlpizza, sondern Wurstbrote. Naja, also den Rest von dem schon etwas älteren Toastbrot im Kühlschrank. „Aber die Kühlschranktür bitte nicht so lange offen lassen!“
Toll, gerade jetzt, wo es eh finster ist in dem Ding…

Junior quengelt, weil er trotz vollem Notebook-Akku nicht ins Netz kann. Tja, DSL hat auch seine Schattenseiten. Aber zu seinem Kumpel kann er jetzt auch nicht mehr gehen. Es ist schließlich schon nach sechs, und der wohnt 20 Fußminuten weit weg. Bald wird’s dunkel, und die Straßenbeleuchtung ist aus.

Tolle Wurst! Alleine könnte man ja durchaus ein gutes Buch bei Kerzenschein lesen, dazu einen Rotwein entkorken und bei zunehmender Dämmerung der Natur ihren Lauf hin zur Bettschwere lassen – aber zu dritt auf 85 m²?
Also ein Brettspiel. War irgendwo. Hat zwar keiner so richtig Lust dazu, aber was soll man sonst machen?

Junior verzieht sich gegen halb neun. Zähneputzen mit Mineralwasser. Zum Glück hat er nicht so viel trinken wollen, denn so eine Toilettenspülung verbraucht einiges an den eh schon zu geringen Wasservorräten. Denkt man gar nicht dran, dass die Pumpen im Wasserwerk auch nicht ohne Stromzufuhr laufen.
Vati geht gegen halb elf noch mal hinters Haus und stellt dabei fest, dass auch andere schon diese Idee hatten. Daraufhin verkneift sich Mutti lieber alles bis morgen.

Sieben Uhr, der Handywecker klingelt. Auch nur noch halb voll, der Akku – und immer noch kein Strom. Ob da überhaupt was läuft auf der Arbeit?
Aber raus muss man eh. Wenigstens irgendwoher Wasser besorgen. Kein Gedanke mehr an den Morgenkaffee, dafür morgendlicher Harndrang. Mutti verbraucht jetzt doch die letzte Flasche Mineralwasser, denn hinterm Haus hat sich die Situation nicht gerade verbessert.

Sohnemann soll lieber weiterschlafen, in die Schule geht der heute eh nicht. Mutti meldet sich telefonisch bei einer Kollegin krank.

Nu aber raus. Das Auto bleibt lieber stehen, bis zur Firma dauert es zu Fuß auch nur eine halbe Stunde und Zeit ist noch genug.

Die Gehwege sind voller als sonst, sehen aber auch irgendwie vermüllt aus. Scherben, Fetzen, Dreck. Ein paar abgetretene Autospiegel, ein paar gesprungene Autofenster. Eine Nacht im Dunkeln, und schon bricht die Anarchie aus. Ob ich den Wagen irgendwo sicher parken kann? Aber wo ist er denn sicher?
Die Leute sehen angepisst aus. Hier schleppen welche Wasserflaschen! Wo gibt’s…? Ah, da hinten steht das THW.

Okay, der Job kann warten. Erstmal muss die Familie versorgt werden. Lange Schlange hier. Die Kundigen kommen gleich mit Kanistern zum Tankwagen. Der Unvorbereitete bekommt maximal zwei Fünfliterflaschen pro Person. Man soll diese wenn entleert bitte nicht wegwerfen, sondern wieder mitbringen.
Verdammt, so lange kann dieser Blackout doch nicht mehr dauern, oder?

Okay, erstmal die zwei Flaschen nach Hause bringen, dann zur Arbeit. Frauchen soll besser gleich noch mal hingehen, zum THW. Sie hat inzwischen mit ihrer Mutter telefoniert. Da haben sie zwar auch keinen Strom, aber sie wohnen weiter draußen, da ist es ruhiger. Außerdem kann man sich da gegenseitig helfen. Wir sollen doch hinfahren.

Ähm, es kann nicht mehr so lange dauern. Wir bleiben lieber hier, schon wegen der Wohnung. Und erstmal muss ich eh zur Arbeit.
09:30 Uhr: Anruf vom Kollegen, wir haben alle zwangsweise Urlaub, bis wieder Strom da ist.

Und nun? Doch zur Schwiegermutter? Ist es da besser, oder doch zu fünft nur anstrengender? Wie geht’s weiter, und wann? Wie kriegt man den Tag rum, wenn all die selbstverständlichen Annehmlichkeiten nicht mehr funktionieren?
Essen, Trinken, Hygiene, Sicherheit … Fragen, die man sich noch nie gestellt hat verlangen plötzlich nach Antworten.

Man kann dies jetzt noch weiterspinnen, wie es die Welt gestern getan hat. Supermärkte werden leergekauft, Krankenhäuser gehen auf Notbetrieb, Handynetze brechen irgendwann zusammen, die UKW-Sender funken nicht mehr, die Treibstoffversorgung kann vielleicht noch im Handbetrieb aktiviert werden … bis auch diese Tanks leer sind.
Dann gibt es nur noch eine Notversorgung der Behörden und Sicherheitsorgane.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass es so weit kommt. Jedenfalls nicht flächendeckend über einen längeren Zeitraum. Aber punktuell kann es schon mal haarig werden, wie anno 2005 im Münsterland.

Wenn man sich so ein Szenario mal persönlich vor Augen führt, dürfte klar werden, dass wir wie Junkies an der Elektro-Strippe hängen. Unser Komfort ist dabei nur das Geringste was wir einbüßen könnten.
Aber genau an der Stelle haken unsere Ökojünger ein. Wir könnten ja mal verzichten, sparsam sein, uns ein bissl einschränken. Wenn jeder nur … bla bla bla … dann könnten wir …

So ist es aber nicht. Es geht nicht darum, dass in verlassenen Räumen kein Licht brennen muss. Es geht auch nicht um überflüssige Standby-Schaltungen (diese Entscheidung möchte ich mir sowieso lieber selbst vorbehalten) … es geht ums Ganze. Um das Rückgrat unserer Zivilisation nämlich.

Wir sind schon lange nicht mehr so anpassungs- und überlebensfähig wie unsere Vorgängergenerationen. Dazu hat die sichere Allgegenwärtigkeit der Stromversorgung uns schon zu sehr in die Abhängigkeit getrieben.
Jetzt wird der eine oder andere sicher sagen, dass dies ja das Übel ist. Wer möchte denn schon abhängig sein. Aber diese Art Abhängigkeit ist eben nicht gesundheitsgefährdend, sondern – gesundheitsfördernd. Wir leben dadurch länger und sicherer, komfortabler sowieso. Wer möchte das also missen? Ich jedenfalls nicht, und die meisten anderen bestimmt ebenso.

Wer es anders haben möchte, dem steht es frei so zu leben. Meines Wissens nach lebt so aber kaum jemand. Auch die Ökopriester verlassen sich nicht auf Strom aus Luft und Sonne, sondern bleiben schön brav am sicheren Stromnetz hängen. Ist ja dann doch angenehmer.

Wir lassen aber zu, dass hysterische Spinner, subventionierte Abzocker und staatliche Geisterfahrer die Axt an dieses Rückgrat legen. Warum?

Was wäre, wenn irgendwelche Heinis auf die Idee kämen, dass wir nur noch „natürlich erreichbares“ Oberflächenwasser für die Trinkwasserversorgung nutzen dürften? Weil wir mit dem Grundwasser sparsam sein sollen, das Brunnenbohren unkalkulierbare Risiken mit sich bringen könnte, und alles überhaupt viel zu energieaufwändig wäre?

Würden wir es zulassen, dass Deutschland mit einem Netz von Versorgungsleitungen überzogen werden muss, die sich nur aus den nutzbaren Flüssen und Seen speisen? Würden wir es nicht für schildbürgerlich halten, wenn sich jede Gemeinde dezentrale Regenwasserreservoirs anschaffen müsste?
Würden wir es mittragen, wenn die bisherigen Trinkwasserbrunnen stillgelegt würden, weil man im Bedarfsfall ja auch Oberflächenwasser aus den Nachbarländern importieren könnte?

Na? Solche Knalltüten würden wir doch flugs zum Teufel jagen, oder? Wasser ist doch schließlich lebenswichtig! Und die Wasserversorgung muss doch sicher und günstig sein, damit jeder immer dazu Zugang hat, nicht wahr?
Aber ist die Stromversorgung für uns, die wir uns immer noch als hochentwickelte Zivilisation bezeichnen können, denn nicht ebenso lebenswichtig?

Komisch, dass die Bewohner Zipfelmützenlands sich beim Strom jede Kapriole der jeweiligen Regenten bieten lassen. Weg von „gut und günstig“, hin zu „teuer und ausfallgefährdet“. Auf dem Weg zurück zu den Anfängen des Industriezeitalters. Direktemang in die manufactum-Welt. 


(*) Als Schwarzfall wird die Situation bezeichnet, in der ein ausgefallenes Kraftwerk keine interne Stromversorgung mehr zur Verfügung hat, weil die elektrische Eigenbedarfsversorgung ausgefallen ist und auch die externe Energieversorgung aus dem Überlandnetz nicht möglich ist.

Samstag, 21. Mai 2011

Blackout für heute abgesagt

Gestern kam die Meldung, dass planstillstandsbedingt ab heute nur noch 4 von 17 deutschen KKW am Netz sind. Tja, solche Revisionen haben halt einen immensen Vorlauf, und die Kraftwerksbetreiber müssen dabei immer zusehen, dass sie sich da zeitlich abstimmen. Da geht es um die Netzsicherheit, um die verfügbaren Ressourcen an Spezialfirmen etc.

Da werden Jahresurlaubspläne (auch bei den Fremdfirmen) drum gestrickt und eine Revisionslogistik ausgetüftelt ... da kann man nicht einfach mal alles umschmeißen. Dass die Regierung nun auf einmal die Planungssicherheit kassiert, ändert daran auch nichts. Nun haben wir halt den Salat und müssen damit umgehen. Hilft ja nix.

Was aber auch nicht hilft, sind jetzt solche Aufregerbeiträge wie dieser hier, der die nationale Krise eines deutschlandweiten Blackouts an die Wand malt. Obgleich die Folgen eines längeren Blackouts durchaus richtig dargestellt sind, bin ich damit nicht sonderlich glücklich.

Viele Kommentatoren vermuten jetzt bar jeden technischen Sachverstandes eine Auftragsarbeit der Energieversorger, um damit Panik zu schüren. Ich gehe allerdings davon aus, dass die Journalisten die Sache selbst recherchiert haben, denn was hätten die Stromkonzerne davon?

Wenn es tatsächlich zum großflächigen Stromausfall käme, würde es heißen, "dass die das mit Absicht gemacht haben". Was natürlich Quatsch ist, denn eine irgendwie im Nachhinein nachweisbare Schuld bei irgendeinem Stromversorger (oder sogar bei einem einzelnen Mitarbeiter, der vielleicht "die" falsche Entscheidung getroffen hat), möchte garantiert keiner auf sich nehmen.
Also, bevor es crasht, können alle sicher sein, dass wir jedes Kilowatt, welches wir noch irgendwo rausquetschen können, auch wirklich aktivieren.

(Übrigens ist das ein Grundübel, mit dem alle ehrlichen Kraftwerker oft hadern. Wir dürfen und wir werden nicht streiken, egal welchen Murks sich die Regierung wieder ausdenkt. Egal welche Spinnereien über das Potential "erneuerbarer Energien" wir ertragen müssen, wir werden nicht den AUS-Knopf drücken. Obwohl wir wissen, dass ohne uns als "Wirtskörper" die parasitären Stromerzeuger nicht lebensfähig sind, werden wir weitermachen und sie auf unserem Buckel mitschleppen. Das hat auch was mit Arbeitsethos zu tun, obwohl es manchmal hart ist, von den Ökospinnern auch noch als überflüssige Umweltverschmutzer beschimpft zu werden. Aber wir werden alles dafür tun, dass es nicht zu einem Blackout kommt. Versprochen.)

So, was würde aber passieren, wenn es keinen Blackout gibt (wovon ich ausgehe)? Es wird heißen, dass es ja auch ohne die derzeit stillstehenden Kapazitäten geht. Der Strom kommt auch weiter aus der Dose, also wird wahrscheinlich noch viel mehr Kapazität vom Netz genommen werden können, oder?

Oder! Lustig wird es spätestens im Hochsommer, wenn wie in jedem Jahr die französischen KKW mit zu warmem Kühlwasser (das richtige Kühlwasser, wie hier beschrieben) zu kämpfen haben. Aber heute ist auch gerade mal Samstag, und ich bin schon gespannt, wie es am ersten Werktag der kommenden Woche aussehen wird, wenn die (derzeit noch existente) deutsche Wirtschaft ihre Maschinen anwirft. Mal gucken.

Aber jetzt erstmal ein kurzer Frontbericht aus meiner heutigen Frühschicht: Wir fahren derzeit Strich-Volllast, was nicht ungewöhnlich ist, aber am Wochenende normalerweise nicht immer sein muss.
Meine Wenigkeit und noch etwa 20 andere Nasen mit mir haben in 12 Stunden so ca 18 Mio kWh ins Netz eingespeist, während es z.B. Deutschlands geballte Windkraftpower von 07:00 - 08:00 Uhr nur auf mickrige 180 MW gebracht hat.

Naja. Jedenfalls haben wir vom "drohenden Netzkollaps" auch nur aus der Zeitung erfahren. Ich weiß nicht, wie es derzeit bei den Netzbetreibern aussieht, und ob denen gerade der Angstschweiß auf der Stirn steht - bei uns gab es jedenfalls keinen "Durchhaltebefehl", so nach dem Motto, alles nur mit Samthandschuhen anzufassen, weil an unserer MW-Anzeige gerade Deutschlands Energieversorgung hängen könnte. War nix.

Von mir aus, für den heutigen Samstag jedenfalls erstmal Entwarnung. Alles im grünen Bereich soweit.

Freitag, 6. Mai 2011

Kurzbericht Romreise

Aus Gründen der Stressvermeidung wurde die Nacht vorher in einem Airport-Hotel verbracht. Nochmal kurz nach Berlin rein was futtern, dabei feststellen, dass die Reinigungskräfte mit dem Fegen auf S-Bahnhöfen mehr zu tun haben, seitdem dort die Aschenbecher abgeschafft wurden. Bekloppt.
Berlin (Ost) am Nachmittag des 1.Mai - relativ unspektakulär. Einiges an jugendlichem Revolutionspersonal unterwegs, aber irgendwie sahen die im Einzelnen ziemlich harmlos aus. Niedlich finde ich ja junge Mädels mit Punk-Fassade und kokettem Mädchenhüftschwung. Da tarnen auch die Lippenpiercings nix - ihr wollt auch nur gern Prinzessinnen sein.
Ja, sonst halt Studentinnen mit "Atomkraft, nein danke"-Buttons und ähnliches Mainstreampublikum.

Im Hotel dann eine Überraschung. Zwei Bücher im Schrank! Das Neue Testament hatte ich erwartet, aber was war das andere? Bestimmt ein Koran.

Nö, "Die Lehren Buddhas" (oder so ähnlich) warteten auf Leser. Ähm, ich hab nicht reingeguckt, aber meine bessere Hälfte war interessiert. Nuja, Buddha hat wohl was gegen Körper, Fleischliches und anderes was Spaß macht. Ist nix für uns, kann wieder in den Schrank. Buddhisten werden wir wohl nicht werden.

Früh dann übermüdet in Rom aufgeschlagen. Vorm Termini siehts aus, als hätte Berlusconi Sonderzüge direkt von Lampedusa aus durchfahren lassen. Dazu noch Bartmenschen in weißen Gewändern mit Häkelkäppi. Na toll. Und gerade war ich auf den letzten Seiten von Jean Raspails "Heerlager der Heiligen". Hm, eine Vision?

Naja, in Rom selbst (also der Kulturmetropole des Abendlandes) sah es aber dann doch wieder anders aus. Eigentlich wie bei meinem letzten Aufenthalt dort, nur schien es mir voller und lauter zu sein, was aber durchaus daran liegen könnte, dass ich diesmal selbst nüchterner und stiller als beim letzten mal war.

Es war aber auch der Tag nach der Seligsprechung Johannes Pauls des Zweiten. Dementsprechend zogen noch viele polnische Reisegruppen umher, alles war voller Papstbilder (momentan ist Benedikt XVI sehr unterrepräsentiert) und jede Menge Priester und Mönche waren unterwegs. Alles in allem scheint die christliche Kultur doch noch jede Menge Anhänger zu haben.

Auffallend war die massive Präsenz von Militär, Polizei und Carabinieri, auch durchaus mit MPi und Sturmgewehr. Keine Ahnung ob das mit dem Tod Bin Ladens, oder mit der Seligsprechung Johannes Pauls zu tun hatte, aber eine Menge Uniformen und Fahrzeuge waren zu sehen. Auch jede Menge Feuerwehr.
Überhaupt, wieviele unterschiedliche bewaffnete Einheiten unterhalten die Italiener eigentlich? Da scheint ja eine Menge Volk nur damit beschäftigt zu sein die Staatsgewalt zu repräsentieren. Irre. Kein Wunder, dass die ein Problem mit der Staatsverschuldung haben.

Tja, ansonsten gibts in Rom gefühlt mehr Deutsche als in Nord-Neukölln, und sowohl der Rest der Multikultur, als auch der römische Verkehr gefallen mir sehr gut. Ich mag die italienische Art des Autofahrens einfach. Sieht erstmal kompliziert aus, aber einfach nur dem gesunden Menschenverstand zu folgen (fahre keinen um), finde ich unkomplizierter als auf festgeschriebenen Regeln zu beharren, .

Überhaupt, Regeln. Es gibt weder eine sichtbare Art der Mülltrennung, noch ein Dosenpfand. Das finde ich einfach und sympathisch. Merkwürdig allerdings, dass man wenigstens im Hotel auch Energiesparlampen in die Fassungen geschraubt hat. Da steht man im Badezimmer auch erstmal einige Sekunden im Dämmerlicht. Nuja.

In Erinnerung geblieben ist mir ein koffertragender Tourist in einer Parkanlage, der mittels ausgerissener Prospektseite versuchte sein Hotel zu finden. Er sprach uns an (als ob wir aussahen, als hätten wir Standortahnung), ob wir nicht helfen könnten. Konnten wir aber dank Navi dann doch. Erst auf Radebrech-Englisch, bis er uns als Deutsche identifiziert hatte. Dann ging es einfach.

Er war Flame. "Kennen sie Flandern?" Ja, klar! Belgien! Ihr lebt ohne Regierung, ihr Glücklichen! "Ach, Belgien ist ein kafkaeskes Gebilde. Von außen kann man sich das nicht vorstellen, aber eigentlich ist das Land schon längst inexistent. Es gibt Flandern, und die Wallance, ein bisschen deutsch ... und Brüssel. Brüssel ist ... (Das kann ich nicht wiedergeben, aber wir waren uns einig. Wenn auch aus unterschiedlichen Gründen)".

Ein sympathischer Kerl.

Was gab es sonst noch? Menschen, jede Menge Volk aus aller Herren Länder. Busse, vollgestopft wie Tokioter U-Bahnen. Smarte Anzugträger, die jung aussehen wie aufstrebende Anwälte, und in fortgeschrittenem Alter nicht mehr einzuordnen sind ob sie nun Mafioso oder Politiker sein könnten. Straßenhändler, bei denen ich mich frage, ob irgendwann mal jemand bei denen eine Sonnenbrille oder Louis Vuitton-Tasche kauft; Business-Women auf Mopeds, überhaupt Roller in exorbitanten Mengen, und ... naja, Rom halt. Viel zu viel steinerne Geschichte um es überhaupt fassen zu können.

Ach, eine Anti-Atomkraft-Demo hab ich auch gesehen. Etwa zwanzig Leute mit Fahnen, Tranparenten und den üblichen Staubschutz-Einmaloveralls (plus evtl. Atemschutzmaske) ... sowie doppelt soviele Medienmenschen um einen anscheinend "Offiziellen" herum.
Nuja, sie haben die Gasse versperrt, durch die ich durch wollte. Da musste ich halt über ihr ausgelegtes Großstransparent drüberlatschen. Fand ich aber gar nicht schlimm. ;-)

Alles in allem: Rom - gerne wieder, aber die nächste Reise geht erstmal irgendwo aufs Land.

Keine Freude über toten Schurken?

Am Tag meiner Abreise nach Rom ging es früh um sechs Uhr los. Weg von Deutschland, raus aus dem täglichen Nachrichtenirrsinn. Es war der 2.Mai.
Abends dann konnte ich mich dann aber doch nicht mehr beherrschen, und verschaffte mir 'nen Internetzugang. Erste Nachricht - via Zettels Raum - Bin Laden wurde in einer Kommandoaktion gekillt! Yeah! "Schatz, mein Schatz - die Hex' ist tot!"

Aha, man hat ihn abgeknallt und in der See versenkt. Nuja, Raum für die üblichen Spekulationen und Verschwörungstheorien war also gegeben. Aber ehrlich, mittlerweile glaube ich nur noch die simpelste Hergangsvariante. Also 10 Jahre auf Eis gelegter Bin Laden für einen passenden Zeitpunkt? Ähm, wohl weniger. Aber warum dann die Fischfuttervariante?
Passend zu meinem Rom-Aufenthalt las ich gerade "Titan" von Robert Harris (wie auch schon "Imperium" ein sehr gut geschriebener Schmöker über das Tun Ciceros während Caesars Aufstieg), und da lag der Vergleich doch nahe, was wohl das Römische Imperium, im Gegensatz zum amerikanischen, mit seinem Staatsfeind Nummer Eins getan hätte.

Nach Niederschlagung des Spartacus-Aufstandes und dem Tod ihres Anführers säumten seine gekreuzigten Anhänger die Via Appia. Okay, Crassus' Methode ist auch für mich zu rabiat, aber ein Imperium musste wohl seinen Sieg auch symbolhaft zeigen.
Catilina später wurde im Feld geschlagen und sein Kopf auf Eis nach Rom gebracht, nachdem vorher schon seine Mitverschwörer im römischen Carcer erdrosselt worden waren. Zeigt dem Volk die Leichen, zeigt dass der Feind niedergerungen ist, zeigt, wie es den Feinden Roms ergeht.

So muss es wohl sein, wenn man seine Stärke beweisen will. Verständlich ist es. Verständlich war auch die Filmaufnahme der perforierten Söhne Saddam Husseins und die Dokumentation seiner späteren eigenen Hinrichtung. Nun aber die angeblich irgendwie korankonforme Seebestattung des Oberterroristen. Hm, finde ich ja nicht so gelungen, aber Obama ist ja auch nur der Imperator der Teleprompter. Was solls.

Nun bin ich aber am 6.Mai um zwei Uhr früh wieder in der Heimat, und die ersten Radionachrichten die ich höre lauten "keine Freude über Bin Ladens Tod", wie wohl der Deutschland-Trend herausgefunden haben soll. Uargs!
"Hätte Osama bin Laden erschossen werden dürfen? Der Tod des Al-Qaida-Chefs hat zahlreiche Fragen aufgeworfen. Für die Mehrheit der Deutschen aber steht fest: Die USA hätten zumindest versuchen sollen, den meistgesuchten Terroristen der Welt festzunehmen - völlig im Gegensatz also zu den Amerikanern."
Die "Mehrheit" stellen dabei wenigstens nur 52 Prozent der Befragten. Trotzdem viel zu viele. Ist das eigentlich noch ein rational denkender Bevölkerungsanteil? Anders gefragt: haben diese 52 Prozent völlig den Verstand verloren?

Ob diese "Gotteskrieger" nun Bin Laden, Al Zawahiri oder sonstwie heißen - das sind keine bärtigen Robin Hoods, die in Höhlen wohnen und "den Amis" ab und zu eins auswischen wollen. Das sind Feinde nicht nur Amerikas oder Israels - das sind unsere Feinde! Feinde unserer Art zu leben, Feinde unserer Freiheit. Es sind Mörder. Massenmörder, denen es scheißegal ist, ob ihr, eure Freunde und Verwandten, eure Eltern und Kinder bei ihrem Feldzug draufgehen. Sie schrecken auch nicht davor zurück ihre eigenen "Glaubensbrüder und -schwestern" für ihren Wahn über die Klinge springen zu lassen. Wieviele Gefolterte, Tote und Verstümmelte gehen auf das Konto dieser Zottelbärte und ihrer verstrahlten Nachahmer?

Solchen Arschlöchern wollt ihr sogar die gnädige Kugel im Kopf nicht gönnen? Vor ein Gericht gestellt sollen sie werden? Die Amerikaner hätten kein Recht sie einfach abzuknallen?

Vielleicht sollten sie ja vor ein UN-Tribunal, oder wenigstens vor den europäischen Menschenrechtsgerichtshof? Habt ihr sie noch alle?
Könnt ihr euch einen Action- oder Abenteuerfilm vorstellen, in dem der Oberschurke nicht irgendeinen unangenehmen "letzten Auftritt" hat? Einen wirklich letztmaligen? Einen Sturz vom Hochhaus, einen Flugzeugabsturz, ein Eintauchen in die Lava eines Vulkankraters? Film aus, Held küsst Heldin, die Welt um einen Schurken ärmer. Wenigstens für diesen Moment hat das Gute mit einem Knall gesiegt.

Aber ihr 52 Prozent Knallköpfe wollt lieber eine ordentliche Gerichtsverhandlung. Ihr wollt Beweise haben, die ihr dann anzweifeln könnt. Ihr wollt Star-Verteidiger sehen, die dem sanft dreinblickenden Wüstensohn eine schwere Kindheit attestieren, weil er aus einer kinderreichen Familie stammt und sein Vater ihn nie richtig geliebt hat. Ihr wollt, dass das Imperium sich selbst vorführt und beweist, dass es gar nicht so mächtig ist.

Toll. Ihr wollt also auch, dass die Anhänger des Tonbandterroristen ihn freipressen wollen. Terror hier, Terror da. Ein paar Tote in den USA, in Frankreich, Großbritannien ... vielleicht auch hier in Deutschland? Damit ihr dann barmen könnt, dass wir ja selbst schuld sind weil wir ihren Anführer in Ketten halten?

Meine Herren, ist das noch 68-er versifftes Guti-Denken, welches alles schlecht findet was "von uns ausgeht"? Oder habt ihr euch gedanklich schon so weit selbst abgeschafft, dass ihr gar keinen eigenen funktionierenden Recht-Unrecht-Kompass mehr habt? Wie sonst ist erklärbar, dass ihr auch diese finale Entscheidung lieber wieder in die Hände eines Entscheidungsfindungsgremiums (ein Gericht ist nichts anderes) geben wollt?

Sorry, die Kugel war gut und richtig platziert. Sie wurde nur leider zehn Jahre zu spät abgefeuert.