Sonntag, 1. April 2012

Das virtuelle Dunkel

Na, gestern auch brav das Licht ausgeknipst? Für eine Stunde und 'nen guten Zweck?

Was heißt hier "hä?"? Gestern war doch wieder Earth Hour! Energiesparfunzel für 'ne Stunde stromlos machen und stattdessen Bio-Kerzen anzünden - auf dass es nie wieder warm werden möge! Für den Weltfrieden! Und Mutter Gaia, die grundgütige!

Nicht mitbekommen? Dabei haben sich doch schon im letzten Jahr weltweit 1,8 Milliarden Menschen daran beteiligt - (laut WWF jedenfalls). Na und dieses Jahr sollte doch alles noch viel doller werden! Rekordbeteiligung in Deutschland - meldet der Focus. Über 130 Städte wollten diesmal mittun und ein deutliches Zeichen setzen. Aber sowas von...

Okay, gucken wir uns das mal beim WWF selbst an: Die zur Zentrale gemeldeten Aktionen zählen deutschlandweit ganze Zwanzig. Diese aber immerhin über 5 großzügige Seiten aufgebläht. Ich bin bisher nur mäßig beeindruckt.

Aber die über 130 Städte - das klingt doch nach was.

Hier die Karte. Wow! Ganz Deutschland war ja nicht gerade dunkel, aber immerhin war es das wohl irgendwo in der Marktraße von Pasewalk, sowie bei den Faultürmen des Klärwerks Flensburg. (Steht da echt, kein Aprilscherz!)
Brandenburg hat natürlich wieder mal gar nicht mitgemacht. Renitente Ostler! Sollten sich mal ein Beispiel an Leuten nehmen, denen es nicht so gut geht - wie n-tv zu vermelden weiß:
"Nach Angaben des WWF beteiligten sich auch Menschen in ehemaligen Kriegsländern wie Libyen und Irak an der Aktion"
Na, und wie man gerade aus diesen Weltgegenden weiß, spielen sich die umwälzendsten Bewegungen ja sowieso in den sozialen Netzwerken ab. Das nutzt natürlich auch die Verdunklungstruppe des WWF. Wieder n-tv:
"Die sozialen Netzwerke verbinden nicht nur die Welt, sie sind zu den wichtigsten Organisationsmitteln für die Bürger geworden, um zu handeln. Menschen aus mehr als 150 Ländern rund um die Welt machen sich die Macht der Online-Plattformen zunutze, um sich physisch um die Zukunft des Planeten zu kümmern", sagte "Earth Hour"-Mitbegründer Andy Ripley."
Schaun wir mal nach dieser Macht bei facebook:

Ist jetzt nicht unbedingt so ein machtvolles Zeichen, finde ich, wenn man die knapp 2,8 Mio Google-Fundstellen dazu bedenkt. Allein die Zeitungsredaktionen, die die immer gleichen dpa-Stanzen und WWF-Wortmeldungen zum Event ins Netz blasen, dürften kopfstärker sein als die Fraktion der facebook-liker dieser Aktion.
Ehrlich, da findet jedes lustige Katzenvideo schneller eine stärkere Verbreitung.

Ein trauriges Bild auch auf des WWF's eigener Social web -site im Twitter-Bereich:
WWF Earth Hour: 31.3. Ich bin dabei und … lade zu einer meditativen Klangreise bei Kerzenschein ein. earthhour.wwf.de #eh12de #earthhour
Oh Gott, bleib mir fern mit deinen Klangschalen! Esotrulla!
WWF Earth Hour: 31.3. Ich bin dabei und … schreibe einen Artikel über Klimaschutz. Was macht Ihr? earthhour.wwf.de #eh12de #earthhour
Bei Kerzenschein auf totem Holz? Und wer liest sowas?
WWF Earth Hour: 31.3. Ich bin in Berlin live dabei & zu Hause gehen die Lichter aus! earthhour.wwf.de #eh12de #earthhour
Wow! Du verlässt dein Heim und machst dort das Licht aus ... wie vorbildlich! Und so außergewöhnlich!
WWF Earth Hour: 31.3. Ich bin dabei und … esse Vegetarisch wie immer earthhour.wwf.de #eh12de #earthhour
Und was ist daran so bemerkenswert, wenn du das immer machst?
WWF Earth Hour: 31.3. Ich bin dabei und … blogge über ökologische Mode earthhour.wwf.de #eh12de #earthhour
Du bloggst. Über ökologische Mode. Mit dem Internetmeißel, oder was?

Herrjeh, mit diesen Ökostrebern will doch kein vernünftiger Mensch zusammen gesehen werden. Uargs!

Aber schauen wir doch mal nach was dort im "Blog"-Bereich (naja) so los ist. Dabei stellen wir fest, dass ganze neun veröffentlichte Artikel es auf insgesamt einen Leser-Kommentar gebracht haben, sowie zwei facebook-Wortmeldungen bezüglich einer Partyeinladung. Wieder mal: Wow! Scheint schwer interessant zu sein, das Thema.

Hey, jetzt mal ernsthaft: Sind das die abertausenden besorgten Deutschen, die die großartige Verdunkelungsidee der Weltenretter vom WWF aktiv unterstützen? Sind das die Wähler, wegen denen Provinzpolitiker meinen, medienwirksam unbedingt ihre Rathausbeleuchtung abschalten zu müssen? Hat diese komische Aktion eigentlich irgendeinen bemerkenswerten Widerhall gefunden, außer den der pflichtschuldigen "Berichte" der Medien?

Ist irgendjemandem aufgefallen, dass da gestern zwischen 20:30 und 21:30 Uhr irgendetwas anders war als sonst?

Wenn das im nächsten Jahr wieder so eine virtuelle Veranstaltung wird, sollten sich der WWF und unsere Politniks mal Gedanken machen, ob man die Deutschen nicht doch besser zu einem naturkompatibleren Leben zwingen sollte. Familie Kim zeigt schließlich erfolgreich, wie das auch anders geht:

4 Kommentare:

  1. Antworten
    1. Dass mir das sehr gut gefällt (und leider bisher entgangen ist) kann man jetzt sofort sehen. Das Logo allein ist schon großartig und passt ganz hervorragend zu meiner Grundeinstellung.

      Vielen Dank für diesen Tipp!

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  2. Wenn die das nur mal länger und ohne Internet machen würden. Dann hätte man wenigstens zeitweise mal seine Ruhe vorm Ökolizismus.

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  3. Großartig!!! Ich bin begeistert. Das hast Du so fein abgefertigt - einmal, nur einmal möchte ich sowas in einer Zeitung lesen. Die würde ich dann auch abonnieren.

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