Montag, 27. Februar 2012

496 Entscheider

496 Abgeordnete des Deutschen Bundestags haben heute also mit Ja gestimmt. Zum zweiten Hilfspaket, nachdem das erste schon wirkungslos verdampft ist.

Okay.

496 Volksvertreter haben im Namen der von ihnen vertretenen 82 Millionen Bundesbürger eine Finanzspritze von 130 Milliarden Euro abgesegnet.

Dies nachdem schon bekannt war, dass das zweite wahrscheinlich nicht das letzte "Hilfspaket" bleiben wird.

Hm.

496 Abgeordnete geben also noch gar nicht eingenommenes Geld in Höhe eines knappen halben Bundeshaushalts frei, und werfen es in ein erkennbares Fass ohne Boden.

Obwohl ca zwei Drittel der Bürger dagegen sind.

Tja, ob sich jeder der 496 Mandatsträger darüber im Klaren ist, dass seine hier gegen den abgefragten Volkswillen stehende Stimme Zweihundertzweiundsechzig Millionen, Sechsundneunzigtausendsiebenhundertvierundsiebzig Euro Zwanzig (262.096.774,20 €) in den Reißwolf schickt?

Ob die das auch so locker handhaben würden, wenn sie hier nicht über das Geld anderer Leute, sondern über eigenes entscheiden würden? 262 Mio? Pro Nase? Respekt!

Wie schön wäre es doch, wenn man sie dafür mal irgendwann zur Rechenschaft ziehen könnte. Wenn die Kohle später wie erwartet weg sein wird, könnte dann jeder seinen persönlichen Anteil daran abstottern.


Frank Schäffler dazu heute: Ein einsamer Rufer in der Wüste. Und das Parlament ... schwatzt.

Sonntag, 19. Februar 2012

Ringelreih'n der Gladiatoren

Aktualisierung unten!

Wir wollen unser'n alten Kaiser Wilhelm wiederhaben! Und wir kriegen - wahrscheinlich - 'ne Wurst. (zum Glück doch nicht!)

Hach ist das spannend! Schon als Christian Wulff sein Schloss noch verzweifelt verteidigte, wurden schon Namen für seine Nachfolge gehandelt. Zeitgeistgemäß sollte der neue Schlossherr, die neue Schlossherrin irgendwie angegrünt und sozial erscheinen.

Die bürgerliche Regierungsmehrheit nimmt für sich ja das Erstvorschlagsrecht in Anspruch, ist sich aber bewusst, dass sie gegen den Linksblock keinen dezidiert Konservativen durchbekommt.
Nebenbei ... ich glaube, sie selbst will das auch gar nicht. Man gibt sich ja modern. Der dahingegangene Patchwork-Präsi Christian "Islamintegrator" Wulff kann ja als erster Entwurf eines modernen Konsens-Präsidentens gewertet werden.

Andererseits ist es dem Volk anscheinend völlig Latte, ob der Aspirant schon mal eine UN-Umweltorganisation oder die evangelische Kirche Deutschlands geleitet hat. Dort, in den Schrebergärten, Baubuden und Cappuccino-Ausschankstellen der Republik bevorzugte man meiner Ansicht nach durchgängig den "zweiten Sieger" der letzten drei Wahlgänge - Joachim Gauck.

Und dieser ist ja bisher weder durch grüne Umbaufreude noch als Wegweiser zum Sozialismus aufgefallen.

Sei's drum. Die ersten gehandelten Kandidaten der Zeit vor dem Rücktritt waren :

Katrin Göring-Eckardt (Grüne, EKD-Hauptfrau)
Klaus Töpfer (CDU-Ticket, UN-Irgendwas für Grünes)
Norbert Lammert (CDU-Ticket, als Bundestagspräsident eh zweiter Mann im Staate)
Joachim Gauck (parteiloser Bürgerrechtler, Stasi-Aufklärer, ehemaliger Kandidat von SPD und Grünen)

Dann bekam, dem Ereignis geschuldet, das Kandidatenkarussell Schwung. Ich weiß nicht, ob da die Möchtegerns reihenweise die Finger hoben, oder ob Hinterbänkler und Redaktionen nur ihre Vorstellungen äußerten, um auch mal was sagen zu können. Ich vermute Letzteres.

Der Tag des Rücktritts - Freitag, der 17.Februar 2012: 

Aus diversen redaktionellen und politischen Meinungsäußerungen, sowie Leserabstimmungen destillierten sich folgende Kandidaten:


Katrin Göring-Eckardt (Grünen-Ticket, Gutmenschenticket, EKD-Hauptfrau)
Klaus Töpfer (CDU-Ticket, UN-Irgendwas für Grünes)
Norbert Lammert (CDU-Ticket, als Bundestagspräsident eh zweiter Mann im Staate)
Joachim Gauck (parteiloser Bürgerrechtler, Stasi-Aufklärer, ehemaliger Kandidat von SPD und Grünen)
Thomas de Maizère (CDU-Ticket, Politadel, derzeit Verteidigungsminister)
Wolfgang Schäuble (CDU-Ticket, ehem. Kronprinz, ewiger BuPrä-Kandidat, derzeit Finanzminister und zukünftiger ESM-Gouverneur)
Margot Käßmann (SPD-Ticket, Gutmenschenticket, gefallene Bischöfin der Herzen, Schutzheilige der automobilen Weinliebhaber)
Ursula von der Leyen (CDU-Ticket, Mutti-Ticket, Powerfrau-Ticket)
Frank Walter Steinmeier (SPD-Ticket, Schröder-Imitator, BT-Wahlverlierer, diplomatischste Schneeeule der Sozialdemokratie)
Theo Waigel (CSU-Ticket, hohe Augenbrauenbekanntheit, ER brachte uns den Euro!)


Wenn man sich die Liste mal anguckt, fallen einige Kandidaten wohl von Vornherein aus der Wertung. Die Vita eines zukünftigen Staatsoberhauptes sollte besser keine Anknüpfpunkte für Kritiker und Verächtlichmacher bieten. Noch einen Präsidenten mit Spottnamenpotenzial oder erklärten Gegnern sollte uns die Politik besser nicht bieten. Sonst könnten sie den Job demnächst nämlich wirklich bei Ebay verticken - dann ist jeder Respekt verlorengegangen.

Es fallen (für mich) also aus: Waigel, der Euro-Unglücksbringer und seitdem in der Versenkung Verschwundene. Uschi vdL, die vielleicht bei CDU-Frauen gut ankommt, aber seit ihrer Internetsperren-Paranoia nicht nur bei der linksgestrickten jüngeren Generation als böse Hexe verrufen ist.
Käßmann? Nicht wirklich. Nicht mehr nach ihrer berühmten Autofahrt.
Steini, die Schneeeule ist wohl nicht ernst gemeint, oder? Was sollte ihn ausgerechnet dazu qualifizieren Bundespräsident zu werden? Die Deutschen haben ihm doch bisher doch schon jeden Wahlerfolg versagt.
Schäuble, der ehemalige Kofferträger Kohls? Sorry, wollen wir echt einen Bundespräsidenten, von dem in letzter Zeit Bilder in SS-Uniform aufgetaucht sind?

Hm, für mich lichten sich die Reihen also schon deutlich. Für die veröffentlichte Meinung noch nicht.

Tag 1 nach dem Rücktritt - Samstag, der 18.Februar:

Neu herein kommt Andreas Voßkuhle. Man hat sich daran erinnert, dass man mit Roman Herzog ja schon einmal Glück mit einem Verfassungsrichter im Schloss Bellevue gehabt hatte. Nach kurzer Bedenkzeit lehnt dieser jedoch dankend ab. Man hätte ihn dem gemeinen Volk sowieso erstmal vorstellen müssen, und ich glaube nicht, dass die Deutschen, die ja meiner Ansicht nach einen Ersatzmonarchen haben wollen, mit einem Unbekannten zufrieden wären. Also Voßkuhle raus.

Dafür kommt nun Bischof Wolfgang Huber als Neuer in die Lostrommel. Nach Göring-Eckardt und Käßmann der dritte Kandidat mit religionsbürokratischem Hintergrund. Ebenso neu sind Hans-Gert Pöttering, Jutta Limbach, Richard Schröder und der Elder Statesman Klaus von Dohnanyi. Überhaupt überschlägt sich Spekulationskarussell geradezu.

Offiziell aus der Wertung fallen jetzt nacheinander Norbert Lammert und Thomas de Maizère wegen eigener Absage. Inoffiziell aus dem Rennen sind Joachim Gauck (Mensch Mutti!!! Kannst du nicht mal über deinen Schatten springen?), Katrin Göring-Eckhardt und Klaus Töpfer. Dohnanyi hingegen wäre wohl doch etwas zu alt für den Job.
Uschi vdL und Schäuble kommen als amtierende Minister wohl auch nicht infrage.

Ein Spitzenvorschlag kommt dagegen aus einer an der offiziellen Kandidatensuche unbeteiligten Ecke der liberalen Blogosphäre. Der Name Asfa-Wossen Asserate wird dankenswerterweise von Ulrich Elkmann in Zettels kleinem Zimmer ins Spiel gebracht, und auch vom Hausherren gewürdigt.

Tag 2 nach dem Rücktritt - Sonntag, 19.Februar:

Bisher sind mir zumindest noch keine neuen Absagen bekannt geworden, dazugekommen ist allerdings der Name Petra Roth. Was auch immer die Frankfurter Oberbürgermeisterin dazu qualifizieren mag.

Stand zur Mittagszeit nach meinem Kenntnisstand also wie folgt:

Margot Käßmann
Frank-Walter Steinmeier
Theo Waigel
Wolfgang Huber
Hans-Gert Pöttering
Jutta Limbach
Richard Schröder
Petra Roth

Okay ... ich denke, diese Liste spricht für sich. Unser Kandidatenkarussell ist eine Wertigkeitszentrifuge. Die gewichtigsten Brocken fliegen nach und nach raus, manch Leichtgewicht bleibt dagegen unbeachtet kleben, weil sich schon niemand mehr daran erinnert.

Meiner Meinung nach wird es wohl keiner der Übriggebliebenen werden. Wenn doch, dann ist es letztlich auch egal und zeigt nur noch einmal deutlich, dass sich in der bunten Konsensrepublik keine wirklichen Schwergewichte halten können.
Ich würde ja gern mit dem Satz "Es bleibt spannend!" schließen, aber derzeit ist wohl die Luft raus. Hoffentlich kommt da noch was Besseres.

(Irrtümer und Änderungen vorbehalten, notwendige Richtigstellungen werden gern entgegengenommen.)


Nachtrag 20:45 Uhr:


Quieeetsch! Das Kandidatenkarussell hat nun doch abrupt gestoppt. Nach übereinstimmenden Eilmeldungen der berichtenden Medien haben sich Koalition und Opposition auf den vormaligen Kandidaten von SPD und Grünen geeinigt. Der bisher in allen ernstgemeinten Umfragen in Front liegende "Kandidat des Volkes" hat nun auch die Zustimmung aller größeren parteipolitischen Gruppen Deutschlands, und wird damit wohl der nächste Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. Herzlichen Glückwunsch
Joachim Gauck
Vorausgegangen ist die einstimmige Entscheidung des Präsidiums der FDP für den besten Mann, mit dem durchaus vorhandenen Risiko damit die Koalition aufs Spiel zu setzen. Bis zuletzt zeigte sich die Union hartleibig, da sie hierbei eingestehen musste einfach keinen besseren als den gegnerischen Kandidaten präsentieren zu können.
Nun musste Mutti halt doch mal eine Niederlage eingestehen, hat aber am Ende doch noch Größe gezeigt. Trotzdem geht mein ungeteilter Dank an dieser Stelle an das Präsidium der 
Freien Demokratischen Partei - Die Liberalen

Samstag, 18. Februar 2012

Wohin mit Schäuble?

Jetzt wo der Wulff erlegt ist, dreht sich hurtig das mediale Kandidatenkarussell. Honorige Männer wie Joachim Gauck, Thomas de Maizière und Norbert Lammert werden da gehandelt. Auch Wolfgang Schäuble gehört zum Kreise derer, denen man den Job zutrauen würde.

Aber warum sollte Schäuble sich sowas antun? Ein Amt in gleißendem Scheinwerferlicht und ohne wirkliche Macht? Wäre es da nicht besser, einen Job mit unumschränkter Macht, totaler Immunität und ordentlicher Gage zu bekommen? Nicht grell ausgeleuchtet, sondern im streng abgeschirmten Finanzführerbunker? Einen Job wie es ihn bisher in den modernen Demokratien Europas noch nie gab?

Was für ein Amt sollte das denn sein? Gouverneur!


Hier in Auszügen die
Warnung an MdBs (II): Der ESM-Bank-Vertrag vom Steuerzahlerbund in klarem Deutsch kommentiert
Und hier dazu der ESM-Vertrag zum mitlesen.

E S M: Rechtliche und wirtschaftliche Analyse
Zusammenfassung und kritische Würdigung

1. Die Regierungsspitzen der Euroländer gründen die erste europäische, supranationale, ESM-(Mega)-Bank. Diese ist von Lizenzierung befreit (Art. 1, Art. 32, Abs. 9).

2. Die ESM-Bank erhält Blankovollmacht, unbeschränkt Geschäfte jeder Art mit jedermann abschließen (Art. 3).

3. Zur Ermöglichung des Plans „ESM-Bank“ werden den schwachen Euro-Ländern, da diese im Eurosystem an Zahl überwiegen, Stimmrechtsvorteile eingeräumt (Art. 4).

4. Die 17 an der ESM-Gründung beteiligten Finanzminister bilden den rechtlich unantastbaren Gouverneursrat der ESM-Bank (für die BRD: Dr. W. Schäuble). Dieser hat totale Kontrolle und letzte Entscheidungsmacht in allen finanziellen, sachlichen und vor allem personellen Dingen der ESM-Bank. Jeder Rat hat einen Stellvertreter (Art. 5).

5. Die Gouverneure setzen sich ihr Gehalt und das ihrer Direktoren geheim in unbekannter Millionenhöhe selbst fest (Art. 5 Abs. 7 (n), Art 34).

6. Das Aktien-Haftungs-Kapital der ESM-Bank beträgt (zunächst) € 700 Milliarden, aufgeteilt in (a) € 80 Milliarden einzuzahlende Aktien und (b) € 620 Milliarden abrufbare Aktien. (Art. 8 Abs. 1). Die Gouverneure können das Haftungs-Kapital durch Ausgabe neuer Aktien bis in Billionenhöhe (c) beliebig erhöhen (Art. 8 Abs. 2, Art. 10 Abs. 1).

7. Im Verlustfall und aus sonstigen Gründen muss nicht eingezahltes ESM-Haftungskapital binnen 7 Tagen eingezahlt werden. Kann ein Mitglied nicht zahlen, wird der dann offene Betrag auf die übrigen Aktionäre umgelegt (Art. 9, Art. 10, Art. 25 Abs. 1 c, 2).

8. Wird das Aktienkapital nicht erhöht (Ziff. 6), haften die Deutschen, je nachdem wie viele ESM-Aktionäre zahlungsunfähig werden , für (Minimum) 27 % - x % (Maximum 100 %) aus € 700 Mrd. Wird das Aktien-Haftungs-Kapital durch Wagemut oder gar Dummheit der Gouverneure erhöht (Art. 8, Art 10), kann sich daraus erhöhte Haftung über € 700 Mrd. hinaus ergeben (Art. 9, Art. 10, Art. 25 Abs. 1 c, 2).

9. Die ESM-Bank kann: (A) Euro-Ländern Überziehungskreditlinien einräumen, Art 14, (B ) Banken finanzieren, Art. 15; (C) Euroländern Kredite geben, Art. 16; (D) von Euro-Ländern direkt Staatsanleihen ankaufen, Art. 17; (E) von Euro-Ländern indirekt Staatsanleihen ankaufen, Art. 18; (F) diese Liste ändern, also auch erweitern, Art. 19; (G) Zinspolitik betreiben , Art. 20; (H) Eurobonds herausgeben, Art. 21. – Summa summarum kann die ESM-Bank Finanzgeschäfte jeder Art und Höhe betreiben. (Art. 14 – 21).

10. Die ESM-Bank-Geldoperationen (A), (C), (D), (E) sind umschuldende Staatsfinanzierung schwacher Euroländer zu Lasten der Bürger der starken Euroländer, insbesondere Deutschlands. Die Bankenhilfe (B ) fließt an die Gläubiger der notleidenden Banken. Die Finanzierungen umfassen immer Neuschulden und Altschulden (seit zumindest 1999).

11. Art. 21: Die ESM-Bank kann unbegrenzt (Refinanzierungs-)Kredit/Geld aufnehmen um damit die Schulden schwacher Euro-Länder/Banken zu finanzieren. Diese neuen ESM-Schulden werden durch das Aktienkapital der ESM-Bank (mindestens € 700 Mrd.) gedeckt, für dessen Einzahlung die Länder/Bürger haften. Wegen des Dominoeffektes haften im Ernstfall die deutschen Bürger in voller Höhe von € 700 Mrd. (ggf. erhöht gem. Art.10!) für alle vom ESM aufgenommenen und in Europa verteilten Gelder/ Kredite. Art. 21 führt also Eurobonds ein, ohne dies auszusprechen.  Gleichzeitig wird damit auf alleiniges Risiko der Bürger ein Schneeballsystem der Kreditfinanzierung aufgebaut.

12. Die ESM-Kredite (Art. 14, 15, 16) haben bei Konkurs eines Eurolandes (etwa Griechenlands) Nachrang gegenüber IWF-Krediten. Daraus folgt – wie jeder nachrangige Gläubiger weiß - ein massiv erhöhtes Verlust/Haftungs-Risiko (Präambel, Abs. 13, Abs. 14).

13. Die indirekten Aktionäre der ESM-Bank, die zahlenden und haftenden Bürger der Euro-Länder (insbes. die deutschen), haben keine Möglichkeit die Geschäfte der ESM-Bank durch Bestellung unabhängiger externer Prüfer auf ordnungsgemäße, sachliche und rechnerische Richtigkeit zu prüfen. Solche Prüfungen sind ausgeschlossen (Art. 26 – 30).

14. Die ESM-Bank und ihr Vermögen etc. pp. genießen absolute Immunität und können nie und nirgendwo vor Gericht belangt werden. Gerichtliche oder gesetzgeberische Maßnahmen gelten für sie in Zukunft nicht mehr.  Die ESM-Bank ihrerseits hat Klagerecht gegen jedermann. (Art. 32)

15. Die ESM-Bank ist von Kontrollen und Lizenzen jeder Art befreit (Art. 32 Abs. 9).

16. Die Gouverneure (incl. Dr. Schäuble) und alle sonstigen Mitarbeiter der ESM-Bank haben jetzt und für alle Zukunft Schweigerecht und Schweigepflicht und sichern so die Geheimhaltung (a) ggf. der Operationen der ESM-Bank, (b) ihre eigenen Aktivitäten innerhalb der ESM-Bank und insbesondere (c) die Bestimmungen von Art. 32, 34 - 36 ab.

17. In ihrem ureigenen Interesse genießen alle Gouverneure (incl. Dr. Schäuble), Direktoren etc. pp der ESM-Bank samt Schriftwerk Immunität von jeglicher Gerichtsbarkeit hinsichtlich ihrer geschäftlichen (nicht amtlichen!) Tätigkeit für die ESM-Bank, gleich ob sie hunderte Milliarden Euro verschleudern, vernichten oder veruntreuen (Art. 35).

18. Die Gehälter der Gouverneure (s.o. Ziff. 5), der Direktoren und sonstigen Mitarbeiter der ESM-Bank sind von allen (auch indirekten) Steuern und Abgaben vollständig befreit. Die Gehälter - unter dem Rang der Gouverneure – unterliegen einer vom Gouverneursrat festgelegten internen Steuer an die ESM-Bank, Art. 36 Abs. 5.

19. Das Volumen der (konsolidierten) Darlehensvergabe von ESM und EFSF ist unbegrenzt und nur in der Übergangsphase auf 500 Milliarden EUR beschränkt (Art. 39, Art 10).

20. Da der jeweilige nationale Regierungschef seinen Finanzminister auf unbestimmte Zeit bestimmt und dieser die jederzeit widerrufbare Position des Gouverneurs besetzt, wird es zu extremen Machtkämpfen um den Posten der Finanzminister und chaotischen Zuständen in der ESM-Bank bei jedem Wechsel des Finanzministers und der Regierung kommen.

21. Mit Ratifizierung des ESM-Vertrages besiegeln die deutschen Bundestagsabgeordneten das Ende ihrer eigenen demokratischen, nationalen Rechte (Art. 47 Abs. 1).

(Veröffentlicht von Peter Boehringer, Änderungen meinerseits nur die weggelassenen Hervorhebungen betreffend, Genehmigung zum Kopieren laut Text erteilt)

Ganz ehrlich, warum sollte Schäuble da ausgerechnet Bundespräsident werden wollen? 

Freitag, 17. Februar 2012

Wer braucht einen Bundespräsidenten?

Wir brauchen einen Neuen. Wieder einmal. Nachdem Horst Köhler erst vor Kurzem das Präsidentenamt niedergelegt hat, wurde jetzt auch Christian Wulff dort nicht alt.
Köhler sah den "Respekt vor dem Amt" beschädigt, als er sich nichtiger Vorwürfe von linker Seite aus ausgesetzt sah, bei Wulff war es so, dass die politische Klasse das höchste Staatsamt sehenden Auges aus den ihm gebührenden höheren Sphären in die Niederungen von Tagesgeschäft und Boulevard gezogen hat. Einfach, indem sie einen der ihren, einen Politkarrieristen, auf den Thron hob.

Nicht dass ich damit sagen will, dass Politiker per se im Laufe ihrer Karriere zwangsläufig Flecken auf der Weste davontragen müssten, aber die Wahrscheinlichkeit ist schon sehr groß, dass der frühere Umgang mit manch Gegner oder Unterstützer nicht spurlos geblieben ist.

Und da haben wir die Frage, wer denn eigentlich einen Bundespräsidenten braucht. Die politische Klasse? Ja, weil er im Grundgesetz vorgesehen ist, und weil er eine Art herausgehobene Spielfigur im Politschach darstellt. Relativ unangreifbar, relativ zahnlos, aber als sozusagen übergeordnete Instanz - fernab politischer Schlammschlachten.
Im Grunde genommen ist er aber eigentlich eine Art Mann fürs Volk.

Das wird auch deutlich, wenn man das Prozedere seiner Wahl betrachtet. Nicht die Volksvertreter kungeln einfach einen der ihren aus, sondern die nur zu diesem Zwecke berufene Bundesversammlung tritt zu dessen Wahl zusammen.
Dass diese auch nach politischem Proporz unter Einbeziehung von Prominenten (als Volksersatz) zusammengesetzt wird, ist meiner Ansicht nach als Grundfehler zu betrachten, was uns mit Christian Wulff wieder einmal vor Augen geführt wurde.

Was hat nun aber das Volk von einem Bundespräsidenten? Vom manchmal despektierlich Bundesgrüßaugust genannten Amtsträger?

Ganz einfach. Im Idealfall ist er unparteiische Instanz, respektierter Repräsentant und moralischer Fixpunkt im Staatswesen. Ein Fels in Tide und Brandung, den sogar die politischen Grabenkämpfer respektieren müssen.

Vom Volke gewollt wäre etwas, das seit hundert Jahren der Vergangenheit angehört. Ein Ersatzmonarch! Möglichst edler, weiser und unabhängiger Richter zwischen Volk und Volksvertretern, sowie Repräsentant des Landes. Nicht mal unbedingt des Staates.

Und wie es Monarchen so an sich haben, sollte dieser im Grunde ein Konservativer sein. Ein Bewahrer vor allzu heftigen Ausschwüngen des Zeitgeistes. In diesen Hermelinmantel nun passt ein Parteikarrierist aber zwangsläufig nur bedingt hinein.

Leider bedingen die Aufgaben als Staatsoberhaupt, dass der Aspirant irgendwie aus den Reihen der staatstragenden Klasse stammen muss. Wobei ich da allerdings nicht verstehe, wie man 2004 ausgerechnet auf Gesine Schwan gekommen ist.
Könnte das Volk direkt wählen, würde ich Günter Jauch sehr gute Chancen einräumen wollen. Auch er ein intelligenter und allseits geachteter Mann. Wie ich ihn einschätze, ein im Grunde Liberalkonservativer.
Joachim Gauck wäre bei direkter Wahl wohl auch sofort ins Bellevue eingezogen. Von der Linken lediglich nominiert um die Wahl eines Merkel-Kandidaten zu erschweren, wäre er nicht nur in meinen Augen wohl ein Präsident gewesen, der die Rolle des obersten Bürgers auf geradezu ideale Weise hätte ausfüllen können.

Wir werden aber nach Christian Wulff höchstwahrscheinlich wieder einen halbgewalkten politischen Kompromisskandidaten präsentiert bekommen. Da geht es um politische Weichenstellungen für die Zukunft, und um die Verhinderung einer allzu unangenehmen letzten Instanz bei Gesetzesvorhaben.

Wer es werden wird? Ich sehe momentan keinen Kandidaten mit dem, meiner Ansicht nach, nötigen Charisma innerhalb der politischen Klasse. Gleichwohl kann es auch mal Überraschungen geben. Roman Herzog war mir vor seiner Amtszeit auch relativ unbekannt, hat die Rolle dann aber doch hervorragend ausgefüllt.

Es wäre schön, wenn wir nach dem pflichtschuldig zum Präsidenten gemachten SPD-Mann Rau, nach dem blassen Horst Köhler und dem von Anfang an untragbaren Politkiesel Christian Wulff mal wieder ein Repräsentanten bekämen, zu dem das Volk auch respektvoll aufblicken könnte.
Alles andere beschädigt nämlich das Amt.

Politikpräsentierende, labernde Anzugträger aus der Medienwaschmaschine haben wir wahrlich schon genug.

Nachtrag: Ich stimme Vera Lengsfeld uneingeschränkt zu.

Nach-Nachtrag: Auch sehr gut, Rayson bei B.L.O.G: Mein nächster Bundespräsident

Mittwoch, 8. Februar 2012

Merkwürdiges aus der Musikmode

Rumms - Bumms macht der Drumcomputer, eine Elektronik-Quäke steigt ein und sogleich beginnt des Sängers Darbietung. Zum sehr, sehr zappelbudengängigen Dööp - Dööp - Dööp - Dödel - Dööp - Dööp -Dööp - Dödel - Dööp - Dööp - Dööp - Dödel ... u.s.w. erfreute mich mein hiesiges Radio während der Heimfahrt mit folgenden ach so frischen Textzeilen:
Wer wird denn rumstehen?
Wir wollen euch tanzen sehen!
Die Arme in die Höhe
und die Hüfte kreisen!
Wer wird denn rumstehen?
Wir wollen euch tanzen sehen!
Und dann laut rumschreien
oder gehört ihr zu den Leisen?
Wer wird denn rumstehen?
Wir wollen euch tanzen sehen!
Beats für die Beine
und 'ne Message für den Verstand.
Ah ja. Okay - nicht gerade der "Größte Hits" - Stoff, aus dem der marktgängige Dudelfunk geknetet wird, von daher ja - ganz nett. Denn nichts ödet mich mehr an als der permanente Einsatz von Phil Collins, Udo Lindenberg und Brian Adams im viel zu verbreiteten Endzeitradio. Also, warum nicht mal Zappelmucke? Gut' Dingen!

Da war doch aber gerade eben noch die Rede von einer Message für den Verstand, oder vielmehr den Ver-Stand, wie es das unerbittliche Versmaß gebietet? Also, was ist nun deine Botschaft, du coole Sau? Du plastikraviger Tanzbodenchampion und unerschrockener Erstürmer der trutzigen Feste Formatradio - Was in Gottes Namen willst du mir und deinen Fans denn wichtiges offenbaren? Womit meinen Verstand befruchten?
Wer wird denn rumstehen?
Wir wollen euch tanzen sehen!
Heute heißt die Devise:
Raven gegen Deutschland!
Wat? Äh, nochmal?
Raven gegen Deutschland!
Ja, öhm ... das ist also die Message? Die ganze Aussage? Anscheinend, denn mehr kommt da nicht. Im ganzen Song nicht. Nur diese eine Zeile, ein ums andere mal.

Also ich bin ja nicht gerade unerfahren in puncto Anarchopunk und Verwandte. Hab schon viele geile Konzerte und Open-Airs besucht, in denen Deutschland das baldige Ableben gewünscht wurde, wo es das Maul halten, oder etwas auf selbiges bekommen sollte, es sollte wahlweise verrecken oder sterben müssen etc. pp.
Okay, aber da gab es auch irgendwie immer gute Gründe, die da aufgeführt wurde. Bullenschweine, Staatsgewalt, überall verkappte Nazis. Ausländer- und Linkenfeindlichkeit sowieso, regiert von den Bossen und ihren rechten Politmarionetten. Kenne ich alles.

Aber Zappelmusik ohne tieferen Textsinn mit der Message "Raven gegen Deutschland" zu verbinden ... das hat dieses Land nun aber doch nicht verdient. Ehrlich nicht. Das ist dann doch zu dünn.
Erst ist die Anarchomucke anscheinend auf den Rave gekommen (hier noch nichtmal auf den besonders eigenständigen), und dann auch noch von der Großraumdisse ins Privatradio.

Was für ein Abstieg! Ohwei, fast tun mir die vielen ehrlichen deutschlandablehnenden Musikfreunde leid. Was hat uns der wackere Band-Frontmann nicht früher alles so mitgebracht. Adrenalinstöße von der Bühne rein in die wogende Pogo-Pit, Parolen die das linke Herz erfreute - wo man mitgrölen konnte bis die biergetränkten Stimmbänder aufgaben. Und heute?
"Wir haben euch was mitgebracht!"
Was? Was? Was?
Nee, nicht was ich früher erwartet hätte. Sowas wie Hass! Hass! Hass! oder so ... sondern, quasi politisch korrekt:
Bass! Bass! Bass!
Na Mahlzeit! Voll auf den Hund gekommen, die Chose. Gabs früher die Mucke aus der angeranzten Secondhand-Kaschemme, kommt heute das musikalische Wegwerfprodukt für antideutschen Alltagsgebrauch direkt aus dem Billigfashionladen. Motto: "Lasst eure Hüften kreisen, zu unser'n bill'gen Preisen!" - Würg.

Meine Güte, ich lasse ja jedem sein Deutschland-Ressentiment. Wirklich! Ganz ehrlich! Ich nenne die bunte Republik ja durchaus auch gerne Irrenhaus oder Deppenrepublik. Wenn Dietmar Wischmeyer seine Reisegeschichten aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten zum Besten gibt, dann bleibt mir meist nur ein ganz heftiges Kopfnicken, dann ergreift mich das heimelige Gefühl, dass es da draußen noch andere gibt die so denken wie ich. Also nochmal - ja von mir aus - raved doch gegen Deutschland. Aber sagt mir doch um Himmels Willen warum!


Hier noch was aus der taz zu unserem Sänger. Da erfahren wir dann auch, dass sich die Formation zum kommunistisch-israelsolidarischen "antideutschen" Teil der deutschen Linken zählt. Na, wenigstens haben wir auch etwas gemeinsam. :-)

Montag, 6. Februar 2012

Begrifflichkeiten: Spekulanten

Ein Großteil unserer Kommunikation besteht aus Begriffen, die sofort gute oder schlechte Assoziationen hervorrufen. Manchmal sind diese Assoziationen einem Wandel des Zeitgeists unterworfen (Volk, Nation), manchmal hängt es vom Kontext (liberal), einem Beiwort (Finanz-Markt) oder einer Vorsilbe (neo-) ab, ob der Begriff nun positiv oder negativ besetzt wahrgenommen wird.
Es gibt auch Begriffe, die sich in der allgemeinen Wahrnehmung von ihrer eigentlichen Definition fast verabschiedet haben. Da mutiert ein eigentlich präziser Begriff zum gängigen Schlagwort, welches nur noch eine (gewünschte) Assoziation hervorrufen soll, ohne das noch irgendjemand nachdenkt was dieser Begriff genau beschreibt (Kapitalismus).

Es ärgert mich manchmal sehr, wie oft doch mit solchen Begrifflichkeiten rumgeschludert wird, wie sie achtlos in die Diskussionsmanege geworfen werden und wie sie jeder in den Mund nimmt, ohne sich auch nur ein Mal Gedanken darüber gemacht zu haben.
Ich mache mir aber durchaus manchmal Gedanken darüber und werde hier unter der Rubrik "Begrifflichkeiten" ab und zu mal solche Worte auf ihren Hintergrund und ihre Bedeutung hin abklopfen. Nicht im Sinne einer präzisen Definition, sondern in der Bedeutung, die dieses Wort für mich hat, wenn ich darüber nachdenke. Also, ich will versuchen das nachzuholen, was viele bedenkenlose Begriffsnutzer Tag für Tag versäumen.

Spekulanten

Spekulanten sind so eine Art Volksschädlinge. Rücksichts- und gewissenlos attackieren sie unschuldige Währungen, oder treiben Lebensmittel- und Rohstoffpreise hoch. Damit stürzen sie ganze Volkswirtschaften ins Chaos, lassen armen Menschen nicht den Kanten Brot zum Überleben, und treiben Gewerbe wie Konsumenten in den finanziellen Ruin.

Fies sind sie, lichtscheu und hämisch. Grinsend reiben sie sich die Hände, wenn ihre Spekulation aufgeht und der Zaster in ihrem Beutel klingelt. Leidtragend sind dabei immer die Kleinen. Du, ich - Leute mit Gesicht und keiner Möglichkeit, sich gegen die gesichtslosen Spekulanten zu wehren. Oder auch Vater Staat, der allgütige - gegen die Spekulanten sieht er anscheinend keinen Stich, da endet seine Macht. Er wehrt sich zwar verzweifelt, bleibt aber doch oft hilflos.
Denn DIE haben das Geld, DIE haben die Möglichkeiten, DIE bewegen die Welt wie es ihnen passt - egal wer dafür über die Klinge springen muss.

Aber Moment mal! Gerade habe ich doch geschrieben, dass der Spekulant nur gewinnt, wenn sein Plan aufgeht - heißt das nicht auch, dass er sich selbstverständlich auch "verspekulieren" kann? Dass er sein Spiel verlieren kann und dabei Miese macht?
Klar heißt es das. Sonst wären Spekulationen ja keine. Könnte man von vornherein absehen, dass man auf jeden Fall gewinnt, stünde dies ja jedem risikolos offen. Mir, dir, und auch Vater Staat.

Erster Punkt: Der Spekulant kann nicht irgendetwas in seinem Sinne beeinflussen, er kann lediglich darauf hoffen, dass sich seine Vermutung, die Zukunft betreffend, bewahrheiten wird. Nur dann zieht er Gewinn aus seiner Wette. Deren Ausgang ist zum Zeitpunkt der Spekulation noch völlig offen.
Der Spekulant kann lediglich der Ansicht sein, dass er mehr oder bessere Informationen hat als alle anderen, oder dass er sie besser interpretieren kann. Dann spekuliert er - auf die Zukunft, die unbekannte.

Ja, aber trotzdem beeinflusst sein Wetteinsatz doch die Preise! Gleich ob er gewinnt oder verliert, er bringt Geld ins Spiel, welches vorher noch nicht da war. Also verzerrt er doch den Markt, verdirbt die Preise, stößt mit seiner Wette vielleicht noch weitere Spekulanten an, es ihm gleich zu tun!

Alles richtig, nur wirkt der Einfluss immer auf beiden Seiten. Im (nicht wertend) Positiven, wie im Negativen. Zuerst mal wird jeder zugeben müssen, dass zu einer Wette immer zwei Seiten gehören. Wenn z.B. ein Spekulant etwas kaufen will, dann muss er erst jemanden finden, der es ihm auch verkauft. Würden beide Seiten davon ausgehen, dass das betreffende Gut in der Zukunft teurer zu verkaufen wäre, dann würde der Verkäufer das ja nicht heute schon tun. Er könnte ja genauso auf die Zukunft hin spekulieren.

Es sei denn, er wäre dazu gezwungen, weil er derzeit z.B. zuviel dieser Ware hat und den Platz, oder das Geld braucht. Dann ist er wahrscheinlich froh, dass er im Spekulanten einen Käufer gefunden hat. Der Spekulant ist damit nur ein Kunde wie jeder andere auch - nur dass er gerade dann kaufen will wenn es sonst keiner tut. Sonst würden ihm die Preise ja nicht als zuschlagswürdig erscheinen.

Zweiter Punkt: Der Spekulant treibt keine Preise, sondern wirkt sogar preisdämpfend. Er kauft, wenn sonst keiner kaufen will, und nützt somit dem Verkäufer. Dieser bekommt Geld, kann damit weiter produzieren oder handeln und sitzt eben nicht auf zuviel Ware, die ihm Kosten bereitet und die er sonst vielleicht sogar unter seinem Einstandspreis verschleudern muss. Der Spekulant wirkt hier als zusätzlicher Kunde in schlechten Zeiten.

Wenn die Wette des Spekulanten nun aufgehen sollte und die Preise in der Zukunft wieder steigen, dann hat er alles richtig gemacht. Er kann seine günstig erworbene Ware, oder seine Option darauf, nun zu einem höheren Preis verscherbeln. Das macht ihn aber nicht zu einem Preistreiber, sondern wiederum zu einem Preisdämpfer. Die Ware ist ja nun teurer geworden, ganz ohne sein Zutun. Er kann jetzt aber als zusätzlicher Verkäufer auftreten, dem Markt davon geben was er anscheinend verlangt (der Preis zeigt das ja an) - und damit nimmt er Druck aus dem Kessel. Es ist mehr Ware da, die Preise sinken, was wiederum den Käufer freut.

Sollte unser Spekulant jetzt aber schief liegen und die Preise sind nicht gestiegen, dann hat er eben Pech gehabt und kann vielleicht noch auf einen anderen Spekulanten hoffen, der ihm seine Waren, oder Optionen abnimmt.

Anders herum funktioniert die Sache natürlich auch, auch wenn das ein bissl schwerer vorstellbar ist. Der Spekulant verkauft heute einem Kunden das Versprechen, ihm in der Zukunft eine Ware zu verkaufen. Er verkauft dieses Versprechen zu einem Preis der höher ist, als der, von dem er annimmt, dass dieser in der Zukunft für diese Ware zu bezahlen ist. In der Zukunft kann er dann, sofern die Wette aufgeht, diese Ware billig am Markt einkaufen, und dem Käufer, dem er gegen mehr Geld sein Versprechen gegeben hat, liefern.

Soweit klar? Damit hätten wir dann sogar schon eine Art Leerverkauf abgehandelt, der ja ebenso des Teufels sein soll wie der Spekulant himself. Es ist aber gar nicht so schwer sich vorzustellen, wie jemand etwas in die Zukunft verkaufen kann, das er in der Gegenwart noch gar nicht hat, wenn man sich Geschäfte mit Geld vor Augen hält, welches momentan ebensowenig verfügbar ist. Das nennt sich dann eben Kreditfinanzierung, und wird auch Kevin und Chantal bei jedem Elektrohöker angeboten.

(Der zweite Punkt beschreibt hier allerdings einen Idealzustand. Es gibt schon etwas, dass den selbstregulierenden Markt verzerrt. Dazu aber erst im letzten Abschnitt.)

Nach Punkt Eins und Zwei ist schonmal zu sehen, dass Spekulanten keine durchweg finsteren Bösewichte sind, die der Welt nur Schlechtes wollen. Sie möchten Gewinne aus ihren Aktionen ziehen, natürlich, aber da sowohl auf der einen, wie auf der anderen Seite spekuliert wird, und da diese Wetten sogar die zu heftigen Schwankungen dämpfen, sollten die handelnden Akteure nun nicht mehr ganz so negativ gesehen werden.

Natürlich wird es immer jemanden geben, der auf die Spekulanten schimpft. Er zieht ja auch zu hohe Preise runter - was einen Verkäufer nervt (dass dieser vorher einen zusätzlichen Käufer gefunden hat, vergisst er dabei). Er hebt auch, seiner Meinung nach zu tiefe, Preise an, was Schnäppchenjäger ärgern dürfte. Das diese aber vielleicht in Zukunft von gedämpften Preisen profitieren könnten, vergessen sie nun wieder.

Wie er's macht macht er's halt verkehrt - immer mal wieder für 'nen Anderen.

Wer sind nun aber diese Leute, die meinen mehr zu wissen als die anderen? Die auch mal antizyklisch agieren, dem Mainstream ein Schnippchen schlagen, und aus ihrem vermeintlichen Expertenwissen Gewinne erwirtschaften wollen?

Dritter Punkt: Eigentlich sind wir alle Spekulanten. Jeder handelt immer wieder mal spekulativ. Ob im täglichen Leben oder bei der Geldanlage - wir spekulieren darauf, in der Zukunft sagen zu können: Hey, das habe ich damals aber goldrichtig gemacht!

Ein einfaches Beispiel: Wenn ich mir heute eine Waschmaschine kaufen müsste, dann hätte ich die grobe Auswahl zwischen dem Niedrigpreissegment mit hohem Verbrauch, vielleicht nicht so toller Qualität und irgendwelchen Komfortmängeln die ich inkauf nehmen müsste. Ich könnte aber auch das gängige Mittelklasse-Segment bevorzugen, oder die hochpreisige High-End-Waschmaschine nehmen.

Womit werde ich in der nahen und fernen Zukunft wohl mehr Freude haben? Die Hochpreis-Maschine wird wohl für 20 Jahre ihren Dienst tun, jetzt spart sie bestimmt einiges an Energie- und Wasserkosten, ist komfortabel und bringt sehr gute Waschleistungen. Top! Kostet aber leider das Dreifache einer unteren Mittelklasse.
Billigst kommt nicht infrage, denn da ärgere ich mich wahrscheinlich vom Tage des Kaufs an, bis sie (möglichst schnell!) kaputt geht.

Meine Spekulation würde jetzt dahin gehen, dass die technische Entwicklung die zukünftigen Mittelklasse-Maschinen in 4 - 6 Jahren auf das Niveau des heutigen Besten bringen wird. In 10 Jahren wäre das heutige High-End Gerät wahrscheinlich hoffnungslos überholt. Da würde es sich also lohnen heute und dann in zehn Jahren wieder eine neue gehobene Mittelklasse zu kaufen.
Okay, aber ich spare ja über die ersten 10 Jahre einiges an Strom und Wasser? Richtig, aber ich denke auch (ich spekuliere), dass die Versorgungskosten über die Zeit linear ansteigen. Ich verliere also in Zukunft wahrscheinlich mit dem alten, ehemaligen Spitzenqualitätsprodukt mehr Geld, als ich heute und in nächster Zukunft einspare. Also werde ich wohl die beste Maschine nehmen die ich mir heute leisten kann, und sowohl auf den Billigheimer als auch auf das Luxusprodukt verzichten.

Sowas machen wir also jeden Tag - wir spekulieren bei all unseren Anschaffungen, die wir nicht sofort verbrauchen. Klamotten, Möbel, Autos,  ... alles persönliche Spekulationsobjekte. Das kreditfinanzierte eigene Heim ... der Inbegriff einer hochspekulativen Anlage!

Wie ist es aber nun mit der reinen Finanzspekulation?

Wer Geld übrig hat, und dieses auf seinem Girokonto rumgammeln lässt, nimmt sehenden Auges inkauf, dass die Inflation an dessen Wert knabbert. Jedes Jahr ein bisschen mehr. Ein absolutes Minusgeschäft.
Wenn man jetzt noch bedenkt, dass die Rente alles andere als sicher ist, sollte man schon etwas unternehmen um nach Beginn des Ruhestandes genug Reserven zur Verfügung zu haben. Irgendwie will man ja leben, und das möglichst nicht schlechter als zuvor. Also muss man sein Geld anlegen, es arbeiten lassen.

Ob man selbst an den Märkten operiert oder seine Kohle einem Fondmanager anvertraut, ob man riestert, rürupt, fondsspart, in Aktien oder Anleihen investiert - völlig wurst. Man spekuliert darauf, mehr rauszukriegen als man reingesteckt hat. Wenigstens die Inflationseinbußen sollten vermieden werden, also wird spekuliert. Je höher der Ertrag sein soll, desto höher ist gemeinhin das Risiko, je "sicherer" eine Geldanlage ist, desto geringer wird wohl die schlussendliche Ausbeute sein.

So, und da haben wir nun also auch die Spekulanten identifiziert. Es sind nicht alles irgendwelche "Zocker" die auf eigene Rechnung ihre Wetten platzieren, es sind auch nicht irgendwelche dubiosen "Mächtigen" die die Märkte manipulieren.
Es sind zum großen Teil wir selbst. Die schiere Masse der Kleinsparer. Nicht nur hier um den Kirchturm rum, sondern weltweit.
Auch die Firmen, deren Aktien wir oder unsere Fonds halten, spekulieren. Auf Grundstoffpreise, auf Schweinebäuche, auf Stromlieferungen. Besser so, als wenn es sie zufällig eiskalt erwischt (und damit auch ihre Kunden und Mitarbeiter).

Also - Spekulation ist was Normales, sogar etwas Nützliches. Spekulanten sind keine anonymen Finsterlinge, sondern auf irgendeine Art und Weise wir alle.

Wenn jetzt unsere Politniks rumjaulen, dass böse Spekulanten ihren schönen Euro attackieren würden, dann ist dazu nur zu sagen, dass bei einer starken und gesunden Währung niemand auch nur auf die Idee kommen würde, die Zukunft dieser Währung schwarz zu sehen. Auch hätte niemand die finanzielle Kraft um allein, gegen alle anderen, da etwas Sichtbares auszurichten.

Falsch ist auch das oft suggerierte Bild, dass jetzt die Spekulationshyänen über den Euro herfallen würden, nur weil er gerade einen Schnupfen hat. Keiner will den Euro totbeißen, man entzieht ihm nur einfach das Vertrauen. Noch kann einen ja niemand zwingen Euros oder PIIGS-Staatsanleihen zu kaufen.
Ich will ja die Billigwaschmaschine, oder ihren Hersteller auch nicht zerstören, wenn ich lieber ein anderes Produkt nehme.
Wenn der Hersteller mir aber anbieten würde, mir die Differenz zur Maschine meiner ersten Wahl zu zahlen, dann würde ich mir das vielleicht überlegen. Eventuell sogar öfters.

Aber dann muss er auch nicht rumheulen, dass ich ihn ruinieren will.

Begrifflichkeiten-Fazit: Das Wort ist, nicht erst seit heute, absolut rabenschwarz unterlegt. Es bezeichnet Personen, die sich in ihrem jeweiligen wirtschaftlichen Umfeld durchaus vernünftig verhalten, wenn sie sich absichern wollen. Oder aber sie handeln etwas wagemutiger, wenn sie bei winkenden Zugewinnen ein gewisses Risiko einzugehen bereit sind.
Nur sieht das keiner. Spekulanten sind immer die anderen, man selbst agiert natürlich im Rahmen des eigenen Horizonts lediglich vernünftig.
Spekulanten tauchen immer nur dann auf, wenn man selbst nicht an der Spekulation partizipiert. Man hat's verpasst, man steht selbst auf der Verliererseite, ein anderer hatte mehr Glück oder Geschick.

Missglückte Spekulationen (unglückliche Spekulanten) werden nur dann zu Kenntnis genommen, wenn der Schaden wirklich immens ist. Dann freut sich der Nichtbetroffene hämisch, und der unschuldig Betroffene verflucht die Gier <- des Spekulanten. Ist der Spekulant Politiker, und verzockt Steuergelder, dann haben stets die Märkte <- Schuld.

(So, und jetzt noch zur Einschränkung unter Punkt Zwei, wie sie sich mir als Laie darstellt: Ja, es gibt marktverzerrende Spekulationen, die die Preise treibt. Diese resultiert aber nicht aus dem Wesen der Spekulation an sich, sondern aus der Überversorgung mit billigem Kreditgeld. 
Normalerweise, wenn Geld nicht aus dem Nichts geschöpft werden könnte, wäre dessen Menge ja begrenzt. Das meiste davon wäre irgendwo investiert, in Gebrauch, was auch immer. Kredite wären teuer, da der Preis (der Zins) mit abnehmender Verfügbarkeit steigt. In unserer Papiergeldwelt aber, in der die Zentralbanken die Finanzinstitute mit billigem Geld fluten (0 - 1% Zinsen), fließt dieser kostengünstig erworbene Zaster natürlich auch in alle Anlagen und treibt die Preise hoch. Profitieren können davon natürlich nur diejenigen, die an das billige Geld auch rankommen - und das sind nicht die Letzten in der Warteschlange. Die Kleinsparer bekommen das Geld erst, wenn die Preise schon gestiegen sind. Von den Armen mit dem Kanten Brot, der Tortilla, oder der Schüssel Reis gar nicht zu reden.


Ungerecht, ja ... aber nicht die Schuld "der Banken", Spekulanten und Finanzmärkte, sondern die Schuld derer, die dieses Papiergeldsystem erst zu unserem einzig gültigen erklärt haben. Und das sind nun einmal die gesetzgebenden Politiker. Die Menschen haben sich dieses System nicht ausgedacht.)

Sonntag, 5. Februar 2012

Dem Auto ein Kraftwerk

Neulich entdeckte ich auf dem Parkplatz meines Einkaufszentrums eine Zapfsäule für Elektroautos. Guck an, der Fortschritt ist angekommen! Habs mir mal aus der Nähe angesehen, was einfach war, denn weit und breit war kein entsprechendes Fahrzeug zu sehen. Okay - zwei Kraftstromdosen, zwei Drehstromzähler und jeweils ein RFID-Sensor, an den man seine "Tankkarte" ranhalten sollte.

Na das ist ja einfach. Keine Hyperflux-Kupplung mit Warp-Kompensator, sondern nur die immobile Version eines lumpigen Baustromverteilers. Nichtmal eine Photovoltaik-Überdachung oder ein Windrad haben sie dem Ding spendiert. Also alles öko oder was?

Na jedenfalls ist zu erahnen, warum die Vision der Elektromobilität wesentlich mehr Fortschrittsberichte nach sich zieht, als z.B. der mittlerweile auch schon zwanzig Jahre alte Brennstoffzellen-Traum. Das Tankstellennetz wäre problemlos aufbaubar - Strom - aus welcher Quelle auch immer - liegt ja fast überall an. Musstu nur noch Steckdosenleisten in den Asphalt rammen.

Das sieht man in den Zentralen der Automobilhersteller natürlich auch. Der Markt verlangt zwar nicht unbedingt nach Elektroautos, aber die politischen Entscheider über Subventionen und Strafsteuern wollen das. Unbedingt. Ist sogar Teil ihres Energiekonzepts für den derzeit gültigen 40-Jahr Plan der grün-sozialdemokratischen Einheitspartei Deutschlands.
Für so einen Hersteller ist es natürlich wie ein Adrenalinschub. Endlich etwas bauen, was sich von den herkömmlichen Autos unterscheidet. Sich abhebt wie ein Conzept-Car.
Für die Ingenieure ist es vielleicht nicht so der Bringer, aufwändig etwas zusammenzufrickeln was ökonomisch unsinnig und kaum praktikabel ist und ... was keiner haben will, - aber für Konzernlenker und Marketingstrategen sind die vielen neuen "Elektroflitzer" ein Gottesgeschenk. So kommt auch die verschnarchteste Klitsche mal ins Rampenlicht.

Was keiner haben will? Wieso, der mediale Hype suggeriert doch etwas anderes?

Jo.
 In den ersten elf Monaten des Jahres [2011] seien gerade mal 1.808 Elektroautos neu auf die Straße gebracht worden, sagte Auto-Forscher Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen am Sonntag. Die Bilanz werde noch nüchterner, wenn man die Elektroautos zähle, die von Privaten zugelassen worden seien: „Ganze 101 Elektroautos wurden in elf Monaten von Privatkunden gekauft“, so Dudenhöffer weiter.
Nicht besonders viel, bei durchschnittlich knapp 290000 monatlichen PKW-Zulassungen hierzulande. Das goldene Kalb der E-Mobilität, welches von der veröffentlichenden Klasse so bestaunt wird, ist, bei näherer Betrachtung, nur grob aus einer weggeworfenen Styroporverpackung geschnitzt und nachlässig mit gelber Wasserfarbe bepinselt worden.

Warum will die Dinger denn nun kaum ein Privater? Selbst Hardcore-Ökos sind doch manchmal gezwungen, sich ein Auto zu kaufen - warum schlagen die da nicht beherzter zu?

Ganz einfach, auch ein Tiefergrünter ist letztlich doch ein Individuum, welches seine begrenzten Mittel möglichst effektiv einsetzen möchte. Ein Autohändler dagegen, ein Auto- oder Stromkonzern können sich solche Fahrzeuge als Werbeträger leisten. Wenn doch mal Praktikabilität gefragt ist, steht im Fuhrpark ja immer noch genug zur Auswahl, und für die Batteriepflege und die öffentlichkeitswirksamen Ausfahrten stehen Personal und Wartungsstationen zur Verfügung.
Der Private braucht aber etwas Alltagstaugliches. Und alltagstauglich ist eben nur, was auch flexibel ist. Wir sind es gewohnt, nach 3 Minuten Tankvorgang diese Fütterungsproblematik für die nächsten 500 oder 1000 km vergessen zu können. Ob ich diese Kilometerkapazität nun an einem Tag auslutsche, oder mir ein halbes Jahr dafür Zeit lasse - ich muss daran vorerst nicht denken. Man erinnere sich mal an die Werbung für die ersten VW/Audi-Turbodiesel: "Und ... wo ist der Tank?" - Großartig!

Real existierende Elektrofahrzeuge dagegen:
Die Reichweite bleibt das Damoklesschwert, das über der attraktiven Stromer-Welt schwebt. Heizung und Klimaanlage nagen am Kilometervorrat. Außerdem steigt mit zunehmender Geschwindigkeit der Energieverbrauch überproportional an. Die versprochenen 160 Kilometer Reichweite schafft der Leaf zwar mühelos - aber nur im dichten Stadtverkehr mit einem Schnitt um 25 Stundenkilometer. Bei durchschnittlich Tempo 45 und aktivierter Klimaanlage schmilzt die Reichweite laut Nissans Beispielrechnung schon auf 113 Kilometer, bei Tempo 80 sind es nur noch 76 Kilometer.
Und das auch noch für - Entschuldigung - Schweinepreise.

Das sieht man auch bei den Autobauern als entscheidendes Manko. Das Verhalten der Nutzer ist letztlich Erziehungssache (Vater Staat kann ja bevorzugen oder bestrafen), und die gefühlte Masse der Ökojünger scheint ja auf ein enormes Potenzial an Käufern hinzudeuten ... aber der Preis!

Auch da soll die Politik helfen:
"Wenn eine Regierung sagt, aus nationalem Interesse wollen wir in diesem Feld eine führende Rolle spielen, dann müssen die Rahmenbedingungen so gesetzt werden, dass sich das auch so entwickeln kann", sagte Zetsche. "Und das geht nicht ohne Kaufprämien."
Also alles wie immer in der Deppenrepublik der lautstarken Ökospinner.

Das Argument der mangelnden Flexibilität ist aber trotzdem nicht aus der Welt. Ganz ehrlich, wer möchte schon auf die dauernde Verfügbarkeit seines fahrbaren Untersatzes und auf so nette Heimeligkeiten wie eine Klimaanlage und die ganzen netten Elektrohelferlein verzichten wollen, nachdem sie endlich für jedermann erschwinglich geworden sind?

Da kommt der letzte große Wurf der E-Mobi-Technologie gerade recht. Der Range-Extender.
Das Prinzip ist einfach: Das Range-Extender-Fahrzeug hat sein eigenes Stromkraftwerk an Bord - in Form eines kleinen Verbrennungsmotors. Der Diesel oder Benziner hat dabei in der Regel keine Verbindung zu den Rädern, sondern arbeitet lediglich als Generator.
Okay?! Das E-Auto wurde ja gehyped weil es emissionsfrei fahren kann. Punkt. Also frei von Abgasen beim Betrieb des Fahrzeugs. Wegen Feinstaub, Stickoxiden, CO2, CO etc.
Natürlich entstehen die Emissionen dann andernorts (nein, die utopischen Wunschenergieträger reichen nicht mal für unseren bisherigen stationär installierten Krempel), aber rund ums Auto sollte alles sauber, leise und geruchsneutral sein.

Nun kommt das eigene Kraftwerk also mit ins Fahrzeug. Ein verhältnisumgekehrter Hybridantrieb quasi. Das klingt jetzt erstmal vollkommen Banane, weil ja wieder die Emissionen auf der Straße stattfinden, und wir nun zwei Antriebe mitschleppen, die bei allen Energieumwandlungsprozessen Verluste produzieren.
Außerdem kostet jede Komponente zusätzlichen Platz und Masse. Von der Anzahl-Erhöhung der potenziellen Defektquellen mal ganz abgesehen.

So ganz dämlich ist die Sache bei näherer Betrachtung aber gar nicht. Unser schön flexibler und praktischer Verbrennungsmotor speist ja eh schon eine Lichtmaschine und damit eine Batterie. Wir brauchen sowieso Strom im Auto, und unser Sprit-Kraftwerk wirft diesen als Nebenprodukt seiner eh zu erbringenden Antriebsleistung ab.
Nun sind Verbrennungsmotoren aber per se nicht der Weisheit letzter Schluss, denn sonst würden wir sie ja auch bei stationären Antrieben verwenden. Tun wir aber nicht. E-Motoren sind einfach besser im Wirkungsgrad, leichter, einfacher im Aufbau, unkompliziert in allen Formen und Größen "von der Stange" erhältlich. Außerdem entwickeln sie schnell einen ordentlichen Wumms, wo der Hubkolben sich gerade hochtourt.

Genau das ist es auch, was E-Mobil-Tester immer in Verzückung geraten lässt - der direkt hochziehende Wumms. Toll, wenn nur die Kabel nicht so lang wären.

Der Ölderivatverpuffer hat da ein Problem. Klar, er ist praktisch und überall einsetzbar. Als Einheit mit seinem  Tank, der eine Menge chemische Energie speichern kann - prima Dingen.
Nur hat auch so ein Zünder einen Wirkungsgrad. Und der ist nur in einem bestimmten Bereich optimal. Ständige Drehzahlwechsel verkraftet er zwar locker, bestraft dies allerdings mit steigendem Verbrauch. Wenn man nun aber einen Flüssigtreibstoffmotor mit gleichbleibender Drehzahl einen Generator antreiben lässt, der ein nun leistungsfähigeres Bordnetz speist, aus dem sich auch der Elektoantrieb bedient ... dann könnte das durchaus ein passables Konzept für leistungsarme Autos sein, die vorwiegend im Stadtverkehr betrieben werden.

Je größer und leistungshungriger so ein Fahrzeug wird, desto mehr Platz und Masse bräuchte allerdings die vorzuhaltende Leistungskapazität. Ob sich das dann noch lohnt, wage ich zu bezweifeln. Eine Fuhre die nahezu drehzahlkonstant einfach nur stur Kilometer frisst, dürfte mit dem puren Verbrennungsmotor doch noch besser fahren.

Wie auch immer, wichtig ist bei der ganzen Geschichte jedenfalls eines - die Ideologie darf nicht über die Möglichkeiten der Technik, und vor allem nicht über den Markt gestellt werden. Man sieht ja wohin das führt (sinnlose E-Zapfsäulen am Supermarkt für 101 private Kfz-Zulassungen in 11 Monaten!).
Für mehr als nur Nischenanwendungen sollte eine "revolutionäre" Technik schon taugen, bevor immer neue Mittel darin versenkt werden. Normalerweise würde ich den Entwicklern da durchaus vertrauen, weil sie ja stets auf Verbesserungen aus sind (nur wirkliche Kaufargumente bringen auch Kunden!) - aber solange die Politik sich berufen fühlt, dem Markt ins Handwerk pfuschen zu dürfen, werden wir noch Einiges an Fehlinvestitionen sehen.

Man könnte das ganze durchaus als buntes und nicht unspannendes Theater ansehen, dumm daran ist nur, dass wir vielfach unfreiwillig dafür bezahlen müssen. Und sei es nur, weil Entwicklerkapazitäten für utopistisch legitimierte Blinddarm-Optimierungen gebunden werden.